Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

Bie Kömische Kurie. (Mai 15.— Angust 5.) 259 
selben. Haltet unter Euch enggeschlossen die Eintracht, welche auch er immer 
in seiner Heerschar eifrigst und angelegentlichst bewahrte. Haltet für sicher, 
was auch er fest seiner Seele eingeprägt hatte, daß Ihr um so verständiger 
für die Wohlfahrt und den Ruhm des gemeinsamen Vaterlandes sorgen 
werdet, je angelegentlicher Ihr Gott die Treue und der Mutter Kirche den 
Gehorsam bewahrt. So möge Gott Euch und Euere Genossen gnädig behüten 
und erhalten, und eine Gewähr dieser Gnade sei Euch der apostolische Segen, 
welchen wir Euch allen einzelnen von ganzem Herzen erteilen. 
Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 19. März 1891, im 14. Jahre 
Unseres Pontifikats. Leo P. P. XIII.“" 
15. Mai. Enchyklika des Papstes über die soziale Frage. 
(Abgedr. i. Staatsarchiv Bd. Ll.) 
31. Mai. (Paris.) Der neue apostolische Nuntius 
Ferrata soll vom Vatikan Instruktionen erhalten haben, nach welchen 
ihm eine größere Annäherung an den legitimistischen Klerus 
verboten wird. Er solle vielmehr immer zeigen, daß der Vatikan 
mit der republikanischen Regierung einverstanden ist. 
19. Juni. (Rom.) Der vatikanische „Osservatore Ro- 
mano“ bringt einen Artikel über „Frankreichs Vereinsamung“. 
Frankreich sei vereinsamt, aber nicht zu seinem Schaden. Es teile 
das gleiche Schicksal mit der Kirche, über deren Fesseln Kaiser und 
Könige eifersüchtig wachten, damit jene „Gesta dei per Francos“ 
nicht erneuert würden, welche der Welt so oft die Größe Frank- 
reichs und der Kirche verkündeten. Frankreich und die Kirche würden 
trotzdem weiter nebeneinander kämpfen und siegen. Die Kirche 
reiche ihrer erstgeborenen Tochter liebevoll die Hand. Gegen das 
widernatürliche Bündnis heterodoxer Staaten erhebe sich in wunder- 
voller Kraft der Bund der Kirche und der christlichen Demokratie. 
19. Juni. Der „Osservatore Romano“ meldet, daß der Papst 
wegen willkürlicher, das Vermögen des Heiligen Stuhles 
schädigender Akte die Verwaltung des ganzen Vermögens der Kurie 
einer besonderen Kardinals-Kommission anvertraut habe, welche 
auch die Rechnungen der bisherigen Verwaltung sorgfältig prüfen 
wird. 
2. August. Ein neuer Artikel des „Osservatore Romano“" 
sagt, die Natur der Dinge selbst, die Verknüpfung der Ideen und 
die Lehren der Geschichte hinderten die Trennung des Vatikans von 
Frankreich, eine Trennung der gemeinsamen Mutter aller VBölker 
von der ältesten Tochter, die, wie sie die Kirche stets geliebt habe, 
auch stets das politische und soziale Schicksal der Kirche teilen 
werde, zu deren Schutz und Schirm sie die Vorsehung bestellt habe. 
5. August. Zwischen Frankreich und dem Vatikan soll 
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