Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

270 Ichweden und Norwezen. (Februar 22.—November Anfang.) 
von einer skandinavischen (dänisch-schwedisch-norwegischen) Gesetzgebungs- 
kommission ausgearbeitet worden ist und nun, nach im vorigen Jahre erfolgter 
Schlußberatung, in allen drei skandinavischen Reichen neben dem schon be- 
stehenden skandinavischen Wechselrecht, Münzgesetz u. s. w. zur Einführung 
gelangen wird; ein Unfallversicherungs= und ein Krankenkassengesetz für 
Arbeiter, sowie Gesetzentwürfe zur Förderung der Landwirtschaft und des 
Filchereierwerbes Der Zollfrage wird in der Thronrede keine Erwähnung 
gethan. 
22. Februar. (Norwegen: Christiania.) Das Storthing 
nimmt mit 59 gegen 55 Stimmen eine Tagesordnung an, welche 
die Selbständigkeit Norwegens in diplomatischen Angelegenheiten 
fordert. Das konservative Ministerium Stang reicht darauf seine 
Entlassung ein. 
Nachdem Rektor Berner die Bildung eines Ministeriums 
abgelehnt hat, wird diese Steen, von der Linken, übertragen. 
16. März. (Stockholm: Reichstag.) Die Anträge auf 
Herabsetzung bezw. Aufhebung der Lebensmittelzölle werden durch 
Abstimmung von beiden Kammern verworfen, und zwar die An- 
träge auf Herabsetzung der Getreidezölle mit einer Mehrheit von 
26 bis 36 Stimmen, die übrigen Anträge mit 7 bis 33 Stimmen. 
4. Mai. Das von der Regierung vorgeschlagene Wehr- 
pflichtgesetz wird von der ersten Kammer mit 114 gegen 21 St. 
angenommen, dagegen von der zweiten Kammer mit 140 gegen 80 
Stimmen abgelehnt. 
Anfang Juli. (Stockholm.) Ministerpräsident Akerhjelm 
demissioniert, Gutsbesitzer Boström zu Oestannä zum Nachfolger 
ernannt. 
Anfang November. (Norwegen.) Die Storthingswahlen 
fallen überwiegend zu Gunsten der radikalen d. h. der unionsfeind- 
lichen Partei aus. 
Von den 114 Mitgliedern sind 63 von der Linken gewählt; zwei 
andere sind gleichfalls ministeriell, so daß die Summe derer, auf welche das 
Ministerium rechnen kann, 65 beträgt. Nach den vorigen Wahlen (im 
Jahre 1888) erschien die Linke nur 38 Mann stark; sie hat also einen Zu- 
wachs von 27 Plätzen. Diesen hat sie teils der Rechten, welche 16 Plätze 
verloren hat, teils den Gemäßigten abgewonnen, welche um 11 Mann ver- 
ringert sind. Die Rechte, die nach den letzten Wahlen zahlreicher als seit 
langer Zeit, 51 Mann stark, erschienen war, so daß sie fast die Hälfte des 
Storthings betrug, ist jetzt auf eine Zahl eingeschränkt worden, die ungefähr 
der der Reichsgerichtszeit (1883—85) entspricht, und kann nur 35 Mann 
aufweisen. Die Gemäßigten zählen 14 und sind dazu unter sich sehr geteilt.
	        
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