Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

6 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 12.) 
Das Haus wählt an Stelle des Abg. v. Köller, der wegen hohen 
Alters auf eine Wiederwahl verzichtet, den Abg. v. Kröcher (kons.) zum 
Präsidenten. Die früheren Vizepräsidenten v. Heeremann (Z.) und Krause 
(nl.) werden wiedergewählt. 
Hierauf legt Finanzminister Dr. v. Miquel den Etat 1898/99 vor. 
Die Einnahmen des preußischen Staats sind auf 2187527384 ℳ, die 
Ausgaben im Ordinarium auf 2055891380 ℳ, im Extraordinarium auf 
131636004 ℳ, zusammen demnach ebenfalls auf 2187527384  ℳ ver- 
anschlagt. Gegenüber den Veranschlagungen für das laufende Etatsjahr 
zeigt die für 1898/99 angesetzte Einnahme ein Mehr von 141495999 ℳ, 
die Ausgabe ebenfalls ein Mehr von 141495999 ℳ, wovon auf das Ordi- 
narium 100 031 111 ℳ, auf das Extraordinarium 41464 888 ℳ entfallen. 
Bei den staatlichen Betriebsverwaltungen ist im Ordinarium ein Mehrüber- 
schuß von 42314818 ℳ veranschlagt, welcher sich aus 42758778 ℳ Mehr- 
überschüssen und aus 443960 ℳ Minderüberschüssen zusammensetzt. Hier- 
bei wie bei allen nachfolgenden Vergleichungen mit den Veranschlagungen 
für das laufende Etatsjahr ist zu berücksichtigen, daß der für letzteres im 
Etat des Finanzministeriums bereitgestellte Betrag von 19569 295 ℳ zu 
Diensteinkommensverbesserungen im vorliegenden Staatshaushalts-Etat auf 
die einzelnen Verwaltungen verteilt ist, in den Mehrausgaben der letzteren 
also die betreffenden auf dieselben entfallenen Beträge mitenthalten sind, 
denen eine entsprechende Gesamtminderausgabe im Etat des Finanzmini- 
steriums gegenübersteht. Von den Mehrüberschüssen entfallen 31 891920 ℳ 
auf die Eisenbahnverwaltung, deren Einnahmen um 91362617 ℳ höher 
veranschlagt sind, insbesondere um 21704000 ℳ bei dem Personen- und 
um 63765000 ℳ bei dem Güterverkehr, während an dauernden Ausgaben 
59 470697 ℳ mehr angesetzt sind. Ein Mehrüberschuß von 7236 100 ℳ 
ist bei der Verwaltung der direkten Steuern angenommen, bei welcher ein 
Mehr von 8000000 ℳ an Einkommensteuer und ein solches von 400 000 ℳ 
an Ergänzungssteuer veranschlagt ist, dem beträchtliche Mehrausgaben an 
überhobenen Steuern und für neue Beamtenstellen gegenüberstehen. Bei 
der Verwaltung für Berg-, Hütten- und Salinenwesen ist ein Mehrüber- 
schuß von 2130978 ℳ in Ansatz gebracht; bei den Bergwerken ist der 
Ueberschuß um 2393000 ℳ höher, bei den Salzwerken um 273912  ℳ 
niedriger veranschlagt. Bei der Forstverwaltung ist ein Mehrüberschuß 
von 881980 ℳ veranschlagt; der Mehreinnahme von 3500000 ℳ für Holz 
stehen Mehrausgaben gegenüber von 176 100 ℳ für neue Oberförster- und 
Försterstellen, 333000  ℳ zu Besoldungsverbesserungen für die Förster, 
350000 ℳ für Werbung von Holz, 500000 ℳ Kulturkosten und 320000 ℳ 
Real- und Kommunallasten. Ein Mehrüberschuß von 474600 ℳ ist bei 
der Verwaltung der indirekten Steuern veranschlagt; an Vergütung für 
Erhebung der Reichssteuern wird ein Mehr von 1140570 ℳ, an Stempel- 
steuer ein Mehr von 1000000 ℳ und an Erbschaftssteuer ein Mehr von 
100000 ℳ erwartet. Bei dem Seehandlungs-Institut ist auf Grund der 
Durchschnittsberechnung ein Mehrüberschuß von 142000 ℳ angesetzt. Von 
den Minderüberschüssen kommt nur der von 434 800 M. bei der Domänen- 
verwaltung in Betracht, bei welcher eine Mindereinnahme von 179600 ℳ 
aus der Nutzung des Bernsteinregals und eine solche von 169918 ℳ von 
den Domänenvorwerken hat eingestellt werden müssen. Bei den Dotationen 
und der allgemeinen Finanzverwaltung ergibt sich im Ordinarium ein 
Minderbedarf von 9142737 ℳ Bei der Verwaltung der öffentlichen Schuld 
ermäßigt sich die Ausgabe um 7844996 ℳ Zur Verzinsung der Staats- 
schulden sind 12782773 ℳ weniger angesetzt, welche sich ergeben aus 
400000 ℳ Mehrbedarf zur Verzinsung neuer Anleihen und aus 13182773  ℳ
	        
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