Metadata: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Lage haben dann wohl, was kaum wunderbar 
erscheinen kann, die Nerven und die Gesundheit 
des Vizefeldwebels Sussieck so erschüttert, daß es 
am 26. Juni auf der Dume-Station zum Zusammen- 
bruch seiner Nerven kam, der seine sofortige Rück- 
sendung zur Küste notwendig machte. 
Inzwischen war am 20. Mai Hauptmann 
Marschner auf der Dume-Station eingetroffen und 
hatte auf Grund der inzwischen eingegangenen 
Meldungen des Vizefeldwebels Sussieck den Ein- 
druck gewonnen, daß es sich um einen Aufstand 
der Nord-Makas in größerem Umfang handle 
und daß die Lage nicht unbedenklich sei. Haupt- 
mann Marschner beschloß, um den Aufstand an 
seinem Entstehungsherd zu dämpfen, mit dem 
verfügbaren Teile der Kompagnie mitten in das 
Maka-Gebiet vorzugehen. Abgesehen von der 
Besatzung von Baturi und der notwendigen 
Stationsbesatzung, standen ihm einschließlich Sussieck 
60 gefechtsfähige Soldaten zur Verfügung. Er 
rückte am 21. Mai in zwei Kolonnen in das 
Aufstandsgebiet ein. Am 23. erreichte die Kolonne 
Marschner (1 Maschinengewehr, 20 Gewehre) 
Angosu, ohne beunruhigt zu werden. Der Vor- 
marsch am 24. von Angosu nach Sef fand unter 
dauernden Gefechten statt; Soldaten wurden nicht 
verwundet. Die Kolonne des Oberarztes Roesener 
(1 Maschinengewehr, 20 Gewehre) fand friedliche 
Bevölkerung bis Jangana. Auf dem weiteren 
Mege bis Sef wurde die Kolonne Roesener mehr- 
mals angegriffen, gleichfalls jedoch ohne Verluste 
zu haben. Die vereinigten Kolonnen marschierten 
an diesem Tage bis Ngamba weiter, wo die 
Kompagnie Standquartier bezog. Nachdem der 
Vizefeldwebel Sussieck am 25. Mai aus Tule 
herangezogen war, wurde Sanitätssergeant Thier- 
bach mit acht Mann nach Angosu detachiert, 
um die Straße Ndenge —Dume zu decken. 
Der Häuptling Ngelemenduka hatte sich 
mit vielen Bewaffneten an den Bizefeldwebel 
Sussieck herangezogen und diesem auch eine Pa- 
trouille mit Munitionsersatz zugeführt; er erschien 
aber, seiner ganzen Vergangenheit nach, zu un- 
sicher, um als zuverlässige Hilfe in Betracht zu 
kommen — ganz abgesehen davon, daß ja auch 
sein Sohn Tule als einer der unmittelbaren 
Mörder Bretschneiders festgestellt war. In der 
Nacht vom 24. zum 25. Mai tauchte dann auch 
bei Vizefeldwebel Sussieck die Nachricht auf, daß 
Ngelemenduka Verrat plane, worauf er mit 
46 Gewehrträgern festgenommen wurde. 
Vom 25. Mai bis 28. Juni arbeitete dann 
die 9. Kompagnie von dem Stützpunkte Ngamba 
aus in dem Aufstandsgebiet mit Patronillen und 
Oilfsvölkern gegen die aufständischen Makas, die 
dauernd Widerstand leisteten. 
Das Gelände ist hier leicht wellig und mit 
  
dichtem Urwald bedeckt; in den Landstrichen haben 
sich überall, im Anschluß an kleine Wasserläufe, 
größere und kleinere Sümpfe gebildet, in denen 
Raphiapalmen und hohe Farren wachsen oder 
die mit schilfartigem Elefantengras bestanden sind. 
Das Wasser ist tiesschwarz, der Grund moorig. 
In diesen Sumpfdistrikten verstecken die Makas 
ihre Weiber, Kinder, ihr Kleinvieh und ihre wenige 
Habe. In das für den Europäerfuß undurch- 
dringliche Gestrüpp ziehen die Männer sich zurück, 
wenn sie vom Fechten kommen. Sie scharen sich 
in größeren oder kleineren Haufen unter einem 
Häuptling zusammen, um Patronillen anzufallen 
oder um Verpflegung für die Weiber und Kinder 
aus den sehr reichlichen Farmen herbeizuschaffen. 
Im Felde gehen die geschmeidigen Makas in der 
Regel nur mit einem Hüftschurz bekleidet, der 
durch einen Riemen zusammengehalten wird, an 
dem rückwärts eine Ledertasche befestigt ist; in 
dieser tragen sie ihre notwendigen Utensilien, wie 
Pfeilspitzen oder Pulver, Pfeise und Tabak 
sowie einige Medizinen und Angelhaken. Be- 
waffnet sind sie mit Speeren und Bogen; Vorder- 
lader, die früher sehr zahlreich waren, findet 
man wegen des Pulvermangels wenig. Ein Hau- 
messer vervollständigt in der Regel die Aus- 
rüstung. Die Makas sind nicht feige. Mehrfach, 
namentlich wenn sie sahen, daß wir Verluste 
hatten, sind sie recht energisch vorgegangen. Mit 
langgezogenen schrillen „Hui!“ feuern sich die 
Kämpfer gegenseitig an. 
Natürlich muß in einem solchen wald-, sumpf- 
und wasserdurchsetzten Lande, das überreich an 
unzugänglichen Schlupfwinkeln ist, eine Unter- 
werfung oder Bestrafung sich im wesentlichen in 
Form des Kleinkrieges abspielen. Der Gegner 
muß überall aufgestöbert und das Gelände sorgsam 
abgesucht werden. Dazu gehören Menschen, und 
die fechtende Truppe reicht dazu natürlich nicht 
aus, ganz abgesehen davon, daß sie sich durch 
fortwährenden Patrouillengang aufreibt und durch 
die unendlichen kleineren Scharmützel unverhält- 
nismäßige Verluste hat. Das hatte Hauptmann 
Marschner richtig erkannt und schon am 27. Mai 
Kakas und Bajas als Hilfskrieger herangezogen, 
die zur Unterstützung der Patrouillen in dem 
Gebiet um Ngamba verwendet wurden. In den 
täglichen Patrouillengefechten wurden bis zum 
Abmarsch des Hauptmanns nach Dume am 15. Juni 
13 Soldaten und 26 Hilfskrieger verwundet. 
Inzwischen wurde im Standgquartier die Unter- 
suchung, wer an dem Aufstand beteiligt und wes- 
halb dieser ausgebrochen sei, mit Nachdruck geführt. 
Am 6. Juni brachte eine Patronille die Nach- 
richt, daß die Station Dume am 2. Juni im 
Dunkeln angegriffen worden sei, wobei Unter- 
zahlmeister Arnold (Pfeilschuß in den Ober-
	        
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