Paris dringend zum Frieden mahnte, sprach er, dem preußischen Unter—
händler gegenüber, ebenso warm für den Anschluß Preußens an Ruß—
land; ja Knesebeck erhielt sogar ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers
an den König mit auf den Weg, worin bestimmt erklärt war, der Ueber—
tritt Preußens zu den Russen werde das Vertrauen der Hofburg in
keiner Weise erschüttern. Die Absicht war klar: wurde Rußland durch
Preußens Zutritt verstärkt, so standen die Aussichten für den neuen
Krieg annähernd gleich, und Oesterreich konnte mit seinen Friedensvor—
schlügen um so leichter durchdringen.
Der schlaue Rechner übersah nur Eines: die sittlichen Mächte, die
unversöhnlichen Gegensätze, welche über diesem Kampfe walteten; er wür—
digte weder Napoleon's unbeugsamen Caesarenstolz noch die Naturgewalt
des nationalen Hasses, die in Preußen erwacht war. Seine Friedens-
mahnungen in Paris waren durchaus ernst gemeint, obgleich er sie dem
Czaren gegenüber als eine Komödie darstellte, und nichts konnte ehrlicher
sein als die Versicherung, welche Kaiser Franz späterhin dem Könige
von Baiern gab: „wenn Frankreich den Frieden gewollt hätte, so hätte
es ihn haben können.“ Metternich hoffte noch lange den Krieg gänzlich
zu verhindern und gab eine ausweichende Antwort, als Alexander am
12. Februar verlangte, Oesterreich solle seine Vermittelungsvorschläge
nöthigenfalls mit den Waffen aufrechthalten. Indeß blieb der Behutsame
auch auf den unerwünschten Fall, daß der russisch-französische Krieg von
Neuem anhob, gefaßt; dann sollte Oesterreich seine wohlgeschonte Kraft
aufsparen, bis die Kriegführenden durch ein schweres unentschiedenes
Ringen erschöpft und für die Vorschläge des Vermittlers empfänglich
wären. So wurde das alte Kaiserhaus vielleicht ohne alle Opfer, jedenfalls
ohne unmittelbare Gefahr, wieder das Zünglein in der Waage Europas,
der Friedensbringer und Mediator des Welttheils, die Macht des kaiser-
lichen Schwiegersohns ward nicht vernichtet, sondern nur in gewisse
Schranken zurückgewiesen, und die Führung in dem Bunde der souveränen
deutschen Staaten fiel dem Hause Oesterreich von selber zu. Radetzky, der
beste Kopf des kaiserlichen Generalstabs, führte noch im März in einer
militärischen Denkschrift aus, wie Oesterreich eine große Armee bereit
halten müsse um die Partei, welche sich seinen Vorschlägen widersetzte,
niederzuschlagen; ohne Liebe noch Haß stellte er sich über die Parteien
und wagte nur die Vermuthung, daß Frankreich der „muthmaßliche
Gegner“ sein werde. — Genug, Knesebeck's Sendung brachte nur einen
halben Erfolg. Der begeisterte Verehrer der kaiserlichen Hochherzigkeit
trug aus der Hofburg nichts heim als die Zusage, daß Oesterreich gegen
einen preußisch-russischen Bund nicht feindlich auftreten werde.
Weit glücklicher verliefen die Verhandlungen mit Rußland. Major
Natzmer traf den Czaren am 13. Januar zu Bobersk in Litthauen und
bot ihm im Namen des Königs ein Schutz= und Trutzbündniß an, falls