Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Zweiter Teil. Bis zu den Karlsbader Beschlüssen. (25)

418 II. 7. Die Burschenschaft. 
kaufsgeldern bestritten werden konnte. Die einzige vorhandene amtliche 
Liste der jüdischen Soldaten, welche die große Mehrzahl der preußischen 
Regimenter umfaßt, weist für das Jahr 1813 nur 343 Juden im Heere 
nach; und im Jahre 1815, als das Heer seinen höchsten Stand erreichte, 
standen nach der höchsten Berechnung nicht mehr als 731 Juden unter 
den Fahnen, eine ganz unverhältnismäßig niedrige Ziffer.) Nach dem 
Kriege sank ihre Zahl wieder auf 2—300. Was hätte sie auch zu den 
Fahnen locken sollen? Von den Offiziersstellen waren sie durch das Gesetz 
von 1812 ausgeschlossen, und da der König an dieser Vorschrift streng 
festhielt, so befand sich während dieser langen Friedensjahre nur ein ein- 
ziger jüdischer Offizier in der Linien-Armee, der langjährige Lehrer an der 
Artillerieschule M. Burg, ein musterhaft bescheidener und tüchtiger Soldat. 
Die jungen Teutonen hatten natürlich kein Auge für die verwickelten histo- 
rischen Tatsachen, welche den unmilitärischen Sinn der Juden nur zu 
leicht erklärten. Inzwischen begann die Geldmacht einiger großen jüdischen 
Firmen in Wien, Frankfurt und Berlin schon fühlbar zu werden und sie 
zeigte sich oft mit protzenhaftem Übermut; der vertraute Verkehr der 
Rothschilds mit Metternich und Gentz erregte auch politischen Unwillen. 
Dann kamen die Hungerjahre; gräßliche Geschichten, wahre und falsche, 
von der Grausamkeit jüdischer Wucherer liefen durch das Land. Der alte 
Rassenhaß regte sich wieder; Sessas Lustspiel „Unser Verkehr“, eine bittere 
Verhöhnung jüdischer Sitten, hielt einen Triumphzug fast über alle deut- 
schen Bühnen. 
In dem literarischen Kampfe, der sich nun entspann, offenbarte sich 
auf jüdischer Seite nicht selten eine erschreckende Verlogenheit und Über- 
hebung; sie bewies klarer als alle Reden der Gegner, welche ernsten Be- 
denken der vollständigen Emanzipation des Judentums noch im Wege 
standen. Saul Ascher in Berlin bewitzelte „die Germanomanie“ des 
jungen Geschlechts in einer Reihe hämischer Schriften, die einen fanati- 
schen Haß gegen alles Deutsche, namentlich auch gegen Goethe bekundeten. 
Er rühmte von den glaubenlosen Juden, daß sie von der Weltgeschichte 
bestimmt seien, dereinst allen positiven Glauben zu einer freieren Form zu 
leiten, und hatte die Stirn seinen Stammgenossen sogar das Hauptverdienst 
an den Siegen des Befreiungskrieges zuzuschreiben: „man vergißt, daß 
Deutschlands Heere in dem Kampfe gegen Frankreich unterlagen, ehe noch 
die Juden in ihrer Mitte Teil daran nahmen, und erinnert sich nicht, 
wie folgenreich sie in den Jahren 1813 und 14 kämpften, als die Juden 
aus Rußland, Polen, Osterreich und Preußen mit ihnen in Reihe und 
Glied standen.“ Ein anderer jüdischer Schriftsteller, der gegen Rühs und 
Fries zu Felde zog, versicherte dreist, nur ein Jahr nach dem belgischen 
  
*) Militär-Wochenblatt 1843, Seite 348. Geschichte der Organisation der Land- 
wehr in Westpreußen (Beiheft zum M. W. Bl. 1858) Seite 120.
	        
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