Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Zweiter Teil. Bis zu den Karlsbader Beschlüssen. (25)

Vorwort. 
Den Fachgenossen bietet dieser Band mehr Ergebnisse neuer For- 
schung als der erste. Ungelehrte Leser werden leider einiger Selbstüber- 
windung bedürfen um sich in den spröden Stoff zu finden. 
In einer Epoche weltbewegender Ereignisse, wie sie der erste Band 
zu schildern hatte, läßt sich die bunte Mannigfaltigkeit der deutschen Ge- 
schichte noch einigermaßen übersichtlich zusammenfassen. Sobald es aber 
gilt, in einer stillen Friedenszeit die unscheinbaren Keime neuer Entwick- 
lungen aufzuweisen, dann empfindet der Historiker am eigenen Leibe den 
Fluch eines zersplitterten nationalen Lebens. Streng nach der Zeitfolge 
zu berichten, was sich auf zwanzig und mehr kleinen Bühnen zugleich 
ereignete, ist schlechthin unmöglich. Ich habe also die gesamtdeutschen 
und die preußischen Zustände wieder in den Mittelpunkt der Erzählung 
gestellt und die Geschichte der kleinen Bundesstaaten überall da angereiht, 
wo sie für die Schicksale des gesamten Vaterlandes bedeutsam wird. 
Daher sind in diesem Bande die süddeutschen Verfassungskämpfe und die 
literarisch-politische Bewegung in Thüringen ausführlich behandelt. Für 
die Betrachtung der kleinen norddeutschen Staaten wird sich im dritten 
Buche die rechte Stelle finden, wenn die Frage zu beantworten ist: 
warum der Süden früher als der Norden in die preußische Zollgemein- 
schaft eintrat? Daß ich die ersten Verhandlungen des Bundestags, 
trotz ihrer Nichtigkeit, gründlich besprochen habe, bedarf kaum der Recht- 
fertigung. Ohne ein lebendiges Bild von dem Charakter der neuen 
Bundesgewalt bliebe der weitere Verlauf der Ereignisse unverständlich. 
In den Anmerkungen sind zumeist nur ungedruckte Aktenstücke an- 
gegeben, da literarische Nachweisungen den Umfang des Buches allzusehr 
angeschwellt hätten. Er ist ohnehin stärker geworden als ich wünschte. 
Eine so verworrene, durch Parteimärchen entstellte Geschichte kann nur 
in einer eingehenden Darstellung bewältigt werden, und ich habe mich 
entschließen müssen, die Ereignisse bis zum Jahre 1830 auf zwei Bände 
zu verteilen.
	        
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