Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Zweiter Teil. Bis zu den Karlsbader Beschlüssen. (25)

Bayern unterwirft sich. 585 
gegeben sich von dem Bunde zu trennen“ und durch die Form der Bekannt- 
machung „bloß die Beruhigung der königlichen Untertanen“ bezweckt.) 
Die Taten entsprachen den Worten. Die Zensur der Zeitungen 
und die Beaufsichtigung der Universitäten wurde in Bayern mit der 
äußersten Strenge gehandhabt, und die Absendung Hörmanns in die 
Mainzer Kommission gestattete vollends keinen Zweifel mehr über die Ge- 
sinnungen des Münchener Hofes. Eine Petition des unermüdlichen Horn- 
tal gegen die Karlsbader Beschlüsse fand bei den Ministern eine scharfe 
Abfertigung. Einige Offiziere, die in Regensburg und Kelheim zusammen- 
traten, um das bayrische Verfassungsrecht gegen die Angriffe des alten 
Landesfeindes Osterreich zu verwahren, wurden von dem wackeren Oberst 
Zoller an die Pflichten der militärischen Mannszucht erinnert und bald 
zum Schweigen gebracht.) Zur Herzstärkung der reuigen Sünder sendete 
Ancillon dann noch (7. Dez.) eine wohlgesalbte Denkschrift: „Die Wahr- 
heit hat eine eigene Gewalt, der man sich am Ende doch unterziehen muß. 
Alles, was Deutschlands Einigkeit vermehrt, befördert seine Einheit. Die 
Souveränität hat keine anderen Feinde als gerade diejenigen, die eine 
argwöhnische Ehrfurcht für dieselbe heucheln, zu bekämpfen.“““) Zugleich 
versicherte Ancillon, daß sein König die Beseitigung der bayrischen Ver- 
fassung nicht im entferntesten wünsche; genug, wenn sie im streng monar- 
chischen Sinne gehandhabt werde. Preußen widerriet also die Einführung 
einer bayrischen Provinzialstände-Verfassung, welche der Gesandte in Peters- 
burg, Graf Bray, auf Metternichs Rat dem Münchener Hofe soeben 
empfohlen hatte.) 
Nunmehr fühlte sich der schwankende Max Joseph völlig beruhigt: er 
wußte jetzt, daß er mit dem preußischen Hofe Hand in Hand gehen konnte, 
ohne seinen Verfassungseid zu verletzen. Auch Wrede, der sich in seiner 
fahrigen Weise eine Zeitlang für die bayrische Souveränität sehr besorgt 
gezeigt hatte, wurde durch ein schmeichelhaftes Handschreiben Metternichs 
bekehrt und beteuerte dem preußischen Gesandten seinen tiefen Abscheu 
gegen die liberalen Ansichten Lerchenfelds. Dieser selbst hatte Mühe sich 
auf seinem Posten zu behaupten, da sein demagogischer Brief an Wangen- 
heim dem Könige in die Hände gespielt wurde und den äußersten Zorn 
des Monarchen erregte. )Die Demütigung des Münchener Hofes war 
vollständig, und um den Sieg der beiden Großmächte auch für die Zu- 
kunft zu sichern, weigerte sich Rechberg nunmehr zu den Wiener Minister- 
konferenzen zu gehen. Er wollte in München bleiben, um den unberechen- 
baren König nicht aus den Augen zu lassen. In Wien sollte Zentner die 
  
*) Rechberg an Zastrow, 13. Nov. 1819. 
*y) Zastrows Bericht, 17. Nov. 1819. 
***) Ancillon an Zastrow, 7. Dez. 1819. 
) Blittersdorffs Bericht, Petersburg 25. Okt. 1819. 
Zastrows Berichte, 23. Dez. 1819, 9. Januar 1820.
	        
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