Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Oesterreich und Neapel. 157 
Sie ein Kriegsgericht über General Pepe, dann können Sie auf den 
Beistand von 100,000 Oesterreichern zählen.“) 
Den kleinen deutschen Regierungen wurde am 25. Juli mitgetheilt, 
daß Kaiser Franz, durch die Verträge zur Ueberwachung Italiens ver- 
pflichtet, im äußersten Falle entschlossen sei, die bewaffnete Rebellion mit 
Gewalt niederzuschlagen, und inzwischen auf unverbrüchliche Ruhe in 
Deutschland zähle. Es bedurfte der Mahnung kaum. Die Kleinen hielten 
sich alle untadelhaft gehorsam, die meisten aus Angst vor der Revolution, 
einige aus Furcht vor den Großmächten. Der König von Baiern sprach 
seine Entrüstung über die Jacobiner des Südens ganz ebenso heftig aus 
wie der Kurfürst von Hessen, der sich mehrmals erbot seine Truppen 
wider die wälschen Rebellen marschiren zu lassen. Auf den Stuttgarter 
Hof hatten die Carbonari große Hoffnungen gesetzt, weil die Wundermähr 
von der schwäbischen Freiheit bis in den fernen Süden gedrungen war. 
Zwei Agenten aus Neapel kamen nach Stuttgart um mit dem freien 
Württemberg Freundschaft zu schließen und seine Institutionen kennen zu 
lernen. Witzingerode aber wies sie aus und bemerkte ihnen trocken: 
wir haben von Neapel nichts, von den Großmächten viel zu erwarten. 
Die neue neapolitanische Regierung war von der Staatengesellschaft 
geächtet, sie fand in ganz Europa nur bei zwei Mächten Anerkennung: 
bei dem unberechenbaren Brüsseler Hofe, der dafür von Kaiser Alexander 
scharf zurechtgewiesen wurde, und bei ihren Gesinnungsgenossen in 
Madrid; dort hatte der Triumphzug der Cortesverfassung einen Freuden- 
sturm erregt, der spanische Stolz wallte hoch auf und die radicalen Parteien 
schöpften frischen Muth.“) 
Ueber die Mittel und Wege aber, die zur Vernichtung der Revo- 
lution führen sollten, gingen die Ansichten der Großmächte noch weit 
auseinander. Oesterreich wünschte freie Hand für seine Unterhändler 
und für seine Waffen, um in Neapel, den Verträgen gemäß, den alten 
Zustand wieder herzustellen; am besten also, wenn sich die Mitwirkung 
Europas, die man doch nicht ganz umgehen konnte, auf einen „mora- 
lischen Beistand“ beschränkte, wenn die Gesandten der großen Mächte 
in Wien, wie früher in Paris, zu einer ständigen Conferenz zusammen- 
träten und das allein handelnde Oesterreich mit ihren unmaßgeblichen 
Rathschlägen unterstützten. Derselben Meinung war der preußische Hof, 
der von vornherein die italienische Frage durch die Wiener Gläser betrachtete. 
„Mehr denn jemals ist die Sache Oesterreichs jetzt die Sache von 
ganz Europa“, schrieb Bernstorff schon am 12. August, und Niebuhr 
ward sofort angewiesen, mit dem österreichischen Gesandten in Rom sich 
*) Ministerialschreiben an Krusemark, 9. Sept.; Gespräch des Fürsten Metternich 
mit Fürst Cimitille, für die verbündeten Mächte lithographirt, Sept. 1820. 
*“) Hänlein's Bericht, Kassel 17. Dec.; Küster's Berichte, Stuttgart 23. September, 
25. Nov.; Kapodistrias an den russischen Gesandten v. Phull in Brüssel, Okt. 1820. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.