Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Fünfter Teil. Bis zur März-Revolution. (28)

Preußen, England und Frankreich. 137 
mehr zwischen den beiden bluts- und wahlverwandten Höfen entspann, 
wurde von den gemäßigten Parteien diesseits wie jenseits des Kanals 
nicht ungern gesehen; denn der alte Nationalhaß war wirklich erloschen, 
die Idee der Verbrüderung des freien Westens kam trotz mancher Ir— 
rungen immer wieder obenauf. Freilich standen an der Spitze beider 
Höfe kühle Kaufleute, die ihre dynastischen Sonderinteressen niemals aus 
den Augen verloren, und wie leicht konnten diese begehrlichen Hinter— 
gedanken eine Freundschaft sprengen, welche immer des Vertrauens ent— 
behrte. 
Preußen aber stand in der diplomatischen Welt so einsam wie seit 
Jahren nicht. Sein König hatte verstanden, in kurzer Zeit die alten 
Freunde Osterreich und Rußland mit Mißtrauen zu erfüllen; er hatte 
mit seinen Freundschaftswerbungen in England wenig Anklang gefunden, 
und kaum war die Kriegsgefahr vorüber, so bemerkte man bald, daß 
Preußen jetzt auch an den kleinen deutschen Höfen weniger geachtet war als 
einst unter dem alten Könige. Die ruhige Würde des Vaters erweckte 
Vertrauen, die bewegliche Geschäftigkeit des Sohnes Zweifel und Arg— 
wohn. — 
 
	        
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