Bundeswappen. Spielbanken. 685
schrift: „Eintracht tragt ein“; alsbald erwies sich aber, wie wenig dieser
sinnige Wahlspruch zutraf. Die Reihenfolge der Wappenschilder war ja
seit langem streitig, und die Einstimmigkeit, die für einen solchen „orga—
nischen Beschluß“ verlangt wurde, mithin ganz undenkbar. So mußte man
denn auf den Doppeladler zurückkommen, der in den Jahrhunderten des
Verfalles dem alten Reiche als Wappen gedient hatte. Der bayrische
Bundesgesandte Obercamp aber meinte: „der Adler war nie ein Zeichen
deutscher Nationalität, sondern ein dem Heidentum entstammendes Symbol
römischer Imperatorenwürde und Weltherrschaft.“ Nach langen Verhand—
lungen gab Bayern endlich nach. Der Adler durfte jedoch weder Krone noch
Zepter noch Schwert tragen, das hätte die Souveränität der Bundes—
staaten zu schwer beeinträchtigt; und König Friedrich Wilhelm ließ dem
Bundestage durch seinen Gesandten sagen: „auf den Schutzwällen des
Bundes würde der entwaffnete Reichsadler den Franzosen zu vieler Kurz—
weil Veranlassung geben; ich sei wahrhaft glücklich, daran unschuldig zu
sein.“*) Als Preußen sich sodann erbot, die 1450 Mann, welche Waldeck
und die beiden Lippe zur Kriegsbesatzung von Luxemburg zu senden hatten,
selber zu stellen und dafür die drei Heere in die Festungen Wesel und
Minden aufzunehmen, wo sie viel sicherer waren, auch durch ihre Un—
zucht weniger Schaden anrichten konnten, da erklärten die drei Fürsten
übereinstimmend: dieser Vorschlag sei „unangemessen“, denn in Luxem—
burg ständen ihre Truppen unter einem Bundesgeneral — der freilich
auch ein Preuße war — in Wesel und Minden dagegen „zur Disposition
eines Nachbarstaats“.*
Noch tiefer fühlten sich die Kleinen beleidigt, als König Friedrich
Wilhelm sich bereit erklärte, die einzige preußische Spielbank, die Aachener
aufzuheben und vom Bundestage für die Zukunft ein Verbot aller öffent-
lichen Spielbanken verlangte. In allen den Badeorten der Frankfurter
Umgegend blühten die Spielhöllen; die vornehmen Gauner Europas
gaben sich hier ein Stelldichein, der Pariser Boulevardier rechnete Hom-
bourg und Bade-Bade einfach zu Frankreich, und die östlichen Nachbarn
spotteten nicht mit Unrecht, in diesen Spielbädern könne man die viel-
gerühmte deutsche Sittlichkeit kennen lernen. Das Unwesen wurzelte sehr
tief. Die Spielpächter Benazet in Baden und Blanc in Homburg zählten
mit Rothschild, Cotta und Taxis zu den mächtigen Kaufhäusern, welche
sich in der Eschenheimer Gasse besonderer Gunst erfreuten, sie waren mit
Blittersdorff und anderen Bundesgenossen nahe befreundet, den kleinen
Landesvätern brachten sie erkleckliche Einnahmen und von den Bewohnern
der Badestädte wurden sie als Wohltäter der ganzen Umgegend wie
Heilige verehrt. Der Gesandte Graf Dönhoff mußte also bald erfahren, in
*) Dönhoffs Bericht, 7. Mai; Gise, Weisung an die Gesandtschaft in Berlin, 5. Juni
1846.
*7) Dönhoffs Bericht, 3. April 1847.