Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Fünfter Teil. Bis zur März-Revolution. (28)

XXVI. Zur Geschichte der Burschenschaft. 749 
lieben seine Sache hier auf Erden, tätig lieben unser Volk und Vaterland. 
Frei müssen wir leben oder frei zu den glücklichen Vätern gehen. Walte Gott mit uns! 
Wenn du einst fest Fuß fassest im Voigtlande, so gedenke deines in gleichem 
Streben begriffenen Nachbars im Fichtelgebirge und halte deutsche Freundschaft 
zum Frommen des Vaterlandes mit deinem 
Jena, d. 21. Juni 1818. Karl Ludwig Sand, 
der G. G. Beflissenen aus Wunsiedel. — — 
Die unschuldigen patriotischen Hoffnungen, welche die Jugend zur Zeit des Wart- 
burgfestes bewegten, finden sich treulich ausgesprochen in einer Weisung, die der Kieler 
Franz Hegewisch seinem jungen Freunde, dem Kieler Studenten Justus Olshausen — 
dem späterhin berühmten Orientalisten und langjährigen Referenten für die preußischen. 
Universitäten — auf die Wartburgsfahrt mitgab. Hegewisch war damals 34 Jahre alt, 
ein gescheiter, menschenkundiger Arzt. Seine Grundsätze erinnern an das bekannte „Glau- 
bensbekenntnis“ des Philosophen Fries; nur sind sie weit klüger, besonnener, politischer. 
Immerhin beweisen sie, in was für verschwommenen hochsinnigen Träumen die ganze 
Zeit noch lebte. 
Vorschlag 
zu einigen Beschlüssen, welche am 18. Oktober auf der Wartburg gefaßt und 
ausgesprochen werden mögen. 
(Gerechtigkeit muß werden auf Erdenl!) 
Gegen den gefährlichsten, gehässigsten Feind ward gekämpft von den Deutschen, mit 
Anstrengung, mit Glück, mit Segen. Aber wofür ward gekämpft? für eine bessere Zeit. 
Die Zeit der Gerechtigkeit soll werden. Nicht vergebens sei das Blut der deutschen Jüng- 
linge geflossen; willig und freudig ward es gegeben, damit das Recht sicher sei vor Ge- 
walt, nicht nur von außen, sondern auch von innen. Wir dürsten nach Gerechtigkeit und 
Ordnung; wir wollen, daß gute Gesetze herrschen. 
Deutschland ist fruchtbar an heldenmütigen Jünglingen, welche froh in den Kampf 
gingen mit dem Feinde der Deutschen, dem Feinde aller Tugend und Wahrheit. Aber 
nimmer wäre der Sieg gelungen, wenn nicht die kampfbegierigen Jünglinge geordnet 
worden, und die gesammelten Kräfte ordnungsmäßig zur rechten Stunde und am rechten 
Orte gewirkt hätten. 
Deutschland ist voll von wohlgesinnten und wohlunterrichteten Jünglingen, deren 
Herz schwellt von Wünschen für das Wohl des Ganzen, deren Ungeduld zu wirken im 
Guten von Tag zu Tage wächst. Soll aber nicht unfruchtbar und ohnmächtig sein der 
reine Wille und die tüchtige Kraft, so müssen diese nicht ins unbestimmte Allgemeine 
streben, sondern sie müssen geordnet und auf bestimmte Ziele gerichtet sein. Künftig 
müssen und werden gesetzliche Wege sein, auf welchen die Wünsche braver unterrichteter 
Männer des Landes zum Fürsten, zur Offentlichkeit gelangen. Das wird künftig sein. 
Da es jetzt noch in dem allergrößten Teile Deutschlands an den gesetzlichen Wegen fehlt, 
da der 13te Artikel der Bundesakte in dem größten Teile Deutschlands noch nicht zur 
Ausführung gebracht wird, so geschehe das Nützliche durch freie Vereinigung der 
Gesinnungen und Kräfte an gewissen Übergangspunkten aus der alten in die neue Zeit, 
so geschehe das Notwendige auf ungewöhnlichem Wege durch freie Beschlüsse der 
versammelten deutschen Jugend am frei gewählten heiligen Orte. Unsere Wünsche und 
Begehren laßt in bestimmte Sätze gefaßt werden, denen die abwesenden Gutgesinnten. 
sich nach und nach anschließen mögen. Dieser unvollständige Versuch, von dem der Ver- 
fasser glaubt, daß er nichts enthält, was mit dem guten Geist der deutschen Bundesakte 
in Widerspruch steht, wird als Vorarbeit bekannt gemacht, damit durch Beratung und 
Beiträge vieler ein vollständiges Glaubensbekenntnis der gegen weltliche Tyrannen Pro- 
testierenden zum künftigen 18. Oktober zu stande komme.
	        
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