8. 3. Die Alemannen. Die Frankenherrschaft. Die Einführung des Christenthums. 7
wo aus er der Apostel vom fränkischen Württemberg wurde. Von allen bisher
genannten bischöflichen Sprengeln bleibt für Württemberg der von Konstanz der
wichtigste.
Näheren und genaueren Aufschluß über die damaligen klrchlichen und poli-
tischen Verhältnisse erhalten wir aus den „alemannischen Gesetzen“, die
um's Jahr 630 von Dagobert l. verfaßt wurden. Die alemannische Kirche
stand allenthalben in hohen Ehren; wer sich gegen einen Diener des Evangeliums
vergieng, wurde sehr hart bestraft. So betrug das Wergeld (Geldbuße für einen
Todtschlag) für einen Knecht 36 Mark (à 35 Kreuzer), für elnen Edeln 375
Mark, für einen Pfarrer 1150 Mark, für einen Herzog und Bischof 1725
Mark oder Tod. Die Ehre und Achtung, die der Kirche und ihrem Elnflusse
zu Thell wurde, hatte aber auch ihre Gefahren. Bald wurden dle Reichthümer,
die den Klöstern geschenkt wurden, von diesen zu Wohlleben und Ueppigkeit
angewendet, und die Besitzer der fränkischen Kirche benützten deren Diener zur
Erreichung ihrer politischen Zwecke. Beldes griff ganz innig und fest in einander.
Die Frankenkönige erreichten ihren selbstsüchtigen Zweck, aber die fränkische
und damit auch die alemannische Kirche verlor ihre Selbständig-
keit und kam in die Gewalt Roms. Dies ist das Werk des Bonifacius,
des Apostels der Deutschen, geb. um 680, 1 755. Er war zu Kirton
in Wesser geboren und kam im 35. Jahr nach Deutschland herüber. Bald suchte
er Unterstützung und fand sie beim römischen Bischofe, dem er dagegen eidlich
versprach, „dem heil. Petrus und seinen Nachfolgern Treue und Gehorsam zu
leisten bis an sein Ende“. Dann empfahl ihn der Bischof an Karl Martell und
die deutschen Bischöfe zu freundlicher Aufnahme und Unterstützung in der Ver-
breitung des Christenthums unterden Heiden. Wie große Verdienste
sich Bonlfaclus-hlerin erworben, ist bekannt. Ebenso verdient machte er sich um
die Reformation der schon christlich gewordenen Gegenden; be-
sonders über den sittlichen Zustand der Franken und Alemannen war vlel zu
klagen. Viele Gelstliche lebten in Hurerei und Ehebruch, waren Trunkenbolde
und Jäger und zogen gegen Helden und Christen in den Krieg. Bonifaclus wurde
endlich Erzblschof von Mainz und damit das Haupt der ganzen deutschen
Kirche; als solchem wurden die alemannischen Bisthümer, also auch Konstanz
unter seine Leitung gestellt. In dem Kloster Fulda hat er einen Sitz gründ-
lichen und ernsten Studlums gegründet.
Neben all' diesen hohen Verdiensten dürfen wir jedoch nicht vergessen, wie
nachtheilig und hinderlich auch das Wirken dieses Mannes für
die Entwicklung derchristlichen Kirche in Deutschland war. Boni-
faclus machte sich zum Knecht des römischen Bischofs und brachte
dadurch unsere deutsche Kirche in römische Knechtschaft. So
führte er den Reliqultenkultus ein, versuchte, die Ehelosigkeit der
Geistlichen aufzuzwingen, setzte römische Kirchengesetze mit Hilfe des welt-
lichen Arms durch. Deutsche Geistliche wurden von Rom aus gertchtet; die Ab-
setzung eines Geistlichen mußte in Rom bestätigt werden. Das Kloster Fulda
ordnete er dem römischen Bischof unter; die Kirchengebete mußten in la-
teinischer Sprache gehalten werden. So hat Bonifacius angefangen,
die fränkisch-deutsche Kirche dem Papste zu Füßen zu legen und
sie von diesem abhängig zu machen. Wäre es nicht geschehen,