1410.
46 II. Württemberg als Grafschaft.
warb Eberhard um die reiche Erbin für seinen erst neunjährigen Sohn, der
während der Döffinger Schlacht geboren war. Die Werbung wurde angenom-
men; damit kam Mömpelgard an Württemberg, mit dem es bis in die Zeit der
Kriege Napoleons I. vereinigt blleb (1397— 1796), also 400 Jahre lang.
Wenzel hatte durch seine schlechte Regierung die Fürsten endlich sowelt
gebracht, daß sie ihn auf den Vorschlag des Erzbischofs Johann von Mainz ab-
setzten und statt seiner Ruprecht von der Pfalz zum König wählten. Diesem
fehlte es wohl nicht an gutem Willen, aber um so mehr an der Kraft, in die da-
maligen trostlosen Zustände Deutschlands einige Ordnung zu bringen. Eberhard,
der ohne sein Zuthun bei der Kaiserwahl auch in Vorschlag gekommen war,
neigte sich dem Neugewählten erst zu, als Wenzels Sache hoffnungslos stand und
unternahm im Auftrage Ruprechts einen Zug gegen den widerspenstigen Mark-
grafen Bernhard von Baden, der mit einigen ihm von Wenzel bestätigten Zöllen
seine Nachbarn, namentlich das Kloster Herrenalb, schwer plagte. Der Markgraf
mußte nachgeben und fand bald Gelegenheit, sich mit Eberhard eng zu verbinden.
Ruprecht wollte sich nemlich, um sein Ansehen zu erhöhen, die Katserkrone er-
langen und unternahm darum einen Zug nach Italien, der aber ganz unglücklich
für ihn ausfiel. Die Stände ließen ihn nun gar nichts mehr gelten, und der Erz-
bischof Johann von Mainz, der zuerst entschieden für ihn eingetreten war, Graf
Eberhard von Württemberg und Markgraf Bernhard von Baden schloßen in
Marbach (1405) mit Straßburg und 17 schwäbischen Städten einen Vertrag,
der im Allgemeinen dahin gieng, daß sich die Verbundenen Hilfe leisten
gegen jeden Angriff, also auch gegen Einschreitungen seitens des Kaisers.
Damit waren dessen Hoheitsrechte für null und nichtig erklärt und die vereinigten
Stände konnten thun, was sie wollten, um so eher, da Ruprecht nicht die Macht
besaß, etwas Entscheidendes gegen sie zu unternehmen. Erst als Ruprecht starb
(1410), löste sich der Marbacher Bund wieder auf und nach einer Doppelwahl
wurde Wenzels Bruder, der Ungarnkönig Sigismund, deutscher König (1411).
Dieser war zwar flatterhaft und leichtsinnig, doch besser als sein Bruder, und
suchte durch Unterhandlungen zu gewinnen, was er mit Gewalt doch nie erreichen
konnte, weil er von den eigennützigen deutschen Reichsfürsten ebenso wenig als
Ruprecht eine Unterstützung zu hoffen hatte. Die einzige bedeutendere Stütze
war ihm der Burggraf Friedrich von Nürnberg, aus dem Hause Hohenzollern,
dem er schon im Jahr 1411 die Mark Brandenburg verpfändet hatte.
Da die Kirche in jeder Beziehung immer tlefer sank, stellte sich Sigismund
deren Besserung und Hebung als Aufgabe. Er benahm sich aber auf dem zu
diesem Zweck abgehaltenen Koncil zu Konstanz (1414—1419) höchst un-
würdig, machte sich, da er seine Zeit und Kraft in fleischlichen Genüssen vergeu-
dete, zum allgemeinen Gespötte und gab dem Stolz der Fremden, namentlich dem
Einfluß der Franzosen auf Deutschland neue Nahrung. Eberhard war mit Sigis-
mund nach Konstanz gereist, mußte es aber wegen einer Krankheit vor beendigtem
Koncil wieder verlassen. Er suchte die Herstellung seiner Gesundheit am Sauer-
brunnen in Göppingen, wo er 1417 starb. — Mit Maß und Takt, voll Liebe
zur Gerechtigkeit hatte Eberhard während seiner 25jährigen Regierung die frü-
heren Feinde Württembergs versöhnt, sich dieselben thellwelse sogar zu Freunden
gemacht; im ganzen Reich wurde des Württembergers Name mit Achtung ge-
nannt; denn man hatte sich daran gewöhnen müssen, dem noch vor 100 Jahren