Full text: Die Geschichte Württembergs.

1634 
bis 
1550. 
84 III. Württemberg als Herzogthum. 
haben1); die grausame Regierung Oesterreichs über Württemberg war ganz dazu 
angethan, das Volk zu erbittern. Mit dem Schwert wollte sie die Annahme der 
Reformation vertilgen und verhindern. Die Steuerlasten waren größer als unter 
Ulrich, dessen Fehler durch sein erduldetes Unglück gefühnt erschienen, so daß er 
vom größten Thell seines Volkes zurückgewünscht würde, zumal er die evangelische 
Lehre angenommen hatte 2). Der deutsche Kaiser Karl V. hatte auf dem 
Augsburger Reichstag (1530) seinen Bruder, Erzherzog Ferdinand, mit 
dem Herzogthum Württemberg belehnt und ihn kurz darauf den deutschen Fürsten 
zum König aufgedrungen. Beides zeigte diesen deutlich, wie sie vom Kalser nichts 
Gutes zu erwartep hätten, daß vielmehr durch die Verletzung der Reichsgesetze 
in erster Linle ihre eigene Gewalt bedroht sei. Um so mehr mochten sie die Her- 
stellung eines selbständigen Herzogthums Württemberg wünschen, als sie in Ulrich 
einen Bundesgenossen fanden. Und so mußte Kaiser Karl, der in allem ein un- 
ehrliches Doppelspiel spielte, selber zur Vermehrung der Freunde Ulrichs und 
mittelbar zu dessen Wiedereinsetzung in seinen anererbten Besitz beitragen. Für 
Ulrich traten Hessen, Sachsen, die Pfalz, Braunschweig und sogar Bayern ent- 
schieden ein 3). Durch Unterhandlungen war jedoch nichts auszurlchten; wollte 
man zu einem Ziel kommen, so mußte zum Schwert gegriffen werden 4). 
g. 31 
Herzog Alrich. Tortsetzung. Wiedereroberung des Kandes. SEinführung 
der Reformation. ——–r 
„Trübsal bringet Geduld, Geduld aber 
bringet Erfabrung, Erfahrung aber bringet 
Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schan- 
den werden.“ , 
Römer 5, 3—5. 
„Dem Muthigen hilft Gott!“ 
« bigen hilf Sciller. 
Die langjährige Schule der Leiden, durch welche Ulrich gehen mußte, hatte 
seine Wildheit und Leidenschaftlichkeit in etwas gezähmt; ganz wurden sie nicht 
gebeugt. Seine früheren Wahlsprüche „Hindurch mit Freuden!“ und „Es bleibt 
dabei!“ hatte er abgelegt und dagegen den sämtlicher protestantischer Fürsten 
Deutschlands angenommen: „Verbum Domini manet in aeternum!“ d. h.: 
„Gottes Wort bleibet in Ewigkeit!“ Und wie Ulrich so war auch sein Volk durch 
1) In Göppingen hatte er eben einen evangellschen Bürger gemordet, als ihn 
das Schwert der wohlverdienten Rache selber traf, davon das Volk sang: 
„Gott hat den Mord gerochen, 
Der Aichelin zu Göppingen ward erstochen.“ 
2) Die österreichische Regierung mußte es sich endlich selber gestehen, „daß die 
meisten Unterthanen dem Herzog und der evangelischen Lehre anhangen.“ 
3) Hessische Geschichtschreiber erzählen, es sei auf dem Augsburger Reichstag dem 
Landgrafen Philipp die Wiederherstellung des Herzogthums Württemberg unter Ulrich 
versprochen worden, wenn Philipp zur katholischen Partei übertrete, aber vergeblich. 
4) Am würdigsten war auf dem Augsburger Tag Philipp von Hessen für Würt- 
temberg eingetreten. 
„Doch spricht mit tauben Ohren 
Der Karl: Ists ihm so werth — 
Durchs Schwert hat ers verloren, 
Er nehm' es mit dem Schwert!“ 
Schwab.
	        
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