Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

falsche Informationen erteilt habe. Sie waren in Wirklich- 
keit nicht falsch, nur immer schon überholt, von einer neuen 
Torheit überholt. Die Nachrichten und die Beschlüsse jagten 
einander im Stenogrammtempo, bei Tage und bei Nacht, 
bis die armseligen Geister der Regierungsmänner nicht mehr 
aus noch ein wußten. Ein Mädchenpensionat, in dem der 
Ruf „Feuer“ erschallt, kann sich nicht kopfloser benehmen. 
Noch hbeute früh kann die gewagteste Vermutung, wahr werden. 
Das Kabinett ist nahe daran, zurückzutreten und einer Koali- 
tionsregierung Platz zu machen, an der teilzunehmen auch 
die Rechte aufgefordert werden soll. Nur einer behält in 
dieser Gesellschaft den Kopf oben: Erzberger; er führt alles 
zu dem vorher bestimmten Ende der bedingungslosen Unter- 
werfung. Oas war ja der Witz der gestrigen Neufassung des 
Beschlusses, die von den französischen Fournalisten brühwarm 
nach Paris hinübertelephoniert wurde. Sie bewies dem Rate 
der Bier, daß die Deutschen alles schlucken würden. Die dann 
nachher eingetroffene deutsche Note mit den Vorbehalten 
konnten die Vier nun höhnisch ablehnen. Es war ihnen ja 
deutlich genug gezeigt worden, daß Bauers und Groebers 
Schwur nichts weiter bedeutete als die Kulissenreißerei von 
deklamierenden Bühnenhelden. Wahrlich eine geradezu kind- 
lich unbeholfene Diplomatie. 
Eine weitere qualvolle Sitzung setzt heute noch den 
Schlußpunkt unter das gestrige Protokoll der Schande. Noch 
einmal hätten wir wohl gewünscht, die Stimme Kahls oder 
eines anderen Herolds deutschen Gewissens zu hören. Es 
erfolgen aber nur kurze Erklärungen neben der Abstimmung 
über nochmalige Ermächtigung zur bedingungelosen Kapi- 
tulation. Man bescheinigt sich in diesen Erklärungen gegen- 
seitig, daß jedermann, gleichviel wie er abgestimmt habe, nur 
von, raterländischen Gründen ausgegangen sei. Das tut er- 
staunlicherweise durch ihren Wortführer Dr. Heinze auch die 
168
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.