Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

ausgeführt und die Broschüren verteilt werden. Auf die wei- 
tere Anfrage des Abgeordneten Muinm, wie der klaffende 
Widerspruch zwischen dieser Erklärung und der des früheren 
Ministerpräsidenten Scheidemann zu deuten sei, daß schon 
seit Februar dieses ungesetzliche Treiben eingestellt wäre, — 
schweigt die Regierung. Wenn früher ein Landrat in irgend- 
einem Kreisblättchen seine Stimme erhob, schrie die Sozial- 
demokratie auf, als habe man die gesamte Nation auf die 
Zeben getreten. Heute arbeitet ein ganzes Beamtenheer in 
Rot; und das Bürgertum muß diese Agitation der gegnerischen 
Partei mit seinen Steuern bezahlen. 
Trotzdem verweigern die Vergewaltigten dem neuen Staate 
nicht den Oienst. Sie greifen herzhaft jede Arbeit mit an, 
die dem Neuaufbau gilt. Die Siedelungsvorlage, die beute 
in erster und zweiter Lesung erledigt wird, findet einmütige 
Anerkennung von den ODeutschnationalen bis zu den Sozial- 
demokraten; nur die Unabhängigen schließen sich aus. Oie 
ersten Redner aus dem Hause machen es sich sehr leicht, indem 
sie mehr oder weniger poetisch-sentimental über die Schön- 
heit des Eigenheims auf dem Lande sprechen und dabei nicht 
viel mehr Sachkenntnis entwickeln, als der Großstadtquintaner 
etwa in einem Aufsatz „Über die Kuh“ aufbrächte. Der erste, 
der bei aller Wärme, mit der er für die Siedelung eintritt, 
doch der Frage praktisch zuleibe geht, ist der Abgeordnete 
Dr. Roesicke. Landstellen seien leicht zu haben, meint er, An- 
siedler schon weniger leicht, am schwersten aber Siedelungen, 
die dann auch rentierten, und das sei doch die Hauptsache, zu- 
friedene Menschen zu schaffen, nicht eine neue Klasse Unter- 
gehender. 
Den tiefsten Eindruck macht der alte Bauernbündler 
Dr. Heim, der den unabhängigen Abgeordneten Wurm derart 
glänzend abführt, daß das Haus stellenweise in wahren Lach-- 
salven sich ergeht. Es ist aber nicht nur die souveräne Art 
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