pfeifen auf Demokratie und Sozialismus und wünschen einen
Klassenstaat aufzurichten, in dem die gesamte Gewalt nicht
beim Volke liegt, auch nicht einmal bei den Arbeitern ins-
gesamt, sondern nur bei einem ganz bestimmten Teile des
Proletariats, bei den kommunistisch-bolschewistisch gerichteten
Knallroten. Der Paragraph 162, der letzte des Abschnitts
über das Wirtschaftsleben, enthält die Zugeständnisse, die die
schwarz-rote Mehrheit dem „Rätegedanken“ dieser Leute ge-
macht hat. Das ist noch nicht ganz das, was die Haase, Henke,
Cohn sich wünschen. #ber es ist doch ein neues Arbeiter-
parlament neben und vielleicht bald über dem Reichstag.
Mit einigem Unbehagen wittern die Demokraten, für die
am klarsten und besten ihr rheinischer Arbeitersekretär Erkelenz
spricht, die Kirchhofsluft, die aus dem Räteparagraphen sie
anweht; die Räte können die Totengräber des Parlamentaris-
mus werden. Aber Erkelenz beherzigt die Erklärung des
achten Gebots und versucht, alles zum Besten zu kehren.
Sicherlich zum Erstaunen der breiteren Offentlichkeit, soweit
sie von den staatspolitischen Grundsätzen der Rechten nichts
weiß, hält es der Abgeordnete Dr. v. ODelbrück für möglich,
daß der russische, durchaus kulturzerstörende Gedanke des
Rätesystems, wenn er nur gründlich deutsch gefärbt wird,
une die Erlösung von manchem Übel dee heutigen Parlamen-
tarismus bringen könnte; er plädiert für eine berufesständische
Kammer. Es kommen nun nicht etwa nur die Macher des
Gesetzes und einige wenige Kritiker rechts und links je einmal
zu Wort, sondern fast jeder Anwesende scheint in die Annalen
der Weltgeschichte oder wenigstens des stenographischen Be-
richts kommen zu wollen; der sanfte Montag wächst sich zu
der ersten Nachtsitzung dieser Session aus, und gegenwärtig,
wo die Uhr bereite auf elf geht, liegen sich die Generalsekretäre
sämtlicher Angestelltenverbände, die in der Nationalversamm-
lung vertreten sind, in den Haaren. Das feststehende Ergeb
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