Mark zu freier Verfügung und besoldete damit eine Unzahl
von Federn aller Parteien,. Biele der „nationalistischen“
oder „alldeutschen“ Artikel, die er jetzt als tief unsittlich brand-
markt, sind auf Erzbergers Bestellung geschrieben und unter-
gebracht, aus öffentlichen Mitteln bezahlt worden. Viele
wurden auch bezahlt, ohne abgedruckt zu werden, so daß eine
große Erzberger-Klientel entstand, eine Leibgarde seiner
Pensionäre; nebenbei gab es noch andere Vorteile, denn wer
von Erzberger verpflichtet wurde, der war selbstverständlich
„unabkömmlich“ für den Schützengraben und verblieb in
sicherem Port.
Erzberger besaß also schon damals eine ungeheure Macht-
stellung in der Welt des bedruckten Papiers. Innerhalb seiner
Partei, wo manch einer in dem Gefühl, sauber bleiben zu
wollen, sich von ihm zurückgezogen hatte, war er trotzdem
noch früher zum Alleinherrscher geworden, weil er die Presse
der Partei beherrschte; die gewandt geschriebene Erzbergersche
Leitartikel-Korrespondenz für katholische Blätter hatte sich
schon vor Jahren durchgesetzt. Fetzt endlich hut dieser geschick-
teste aller Reklamechefs das Höchste erreicht, was in seiner
Branche möglich ist: das ganze deutsche VBolk muß es be-
zahlen, daß jedem einzelnen Reichsangehörigen eine der
leichtfertigsten Reden Erzbergers amtlich zugänglich gemacht
wird. Der Volksparteiler Dr. Hugo schlägt heute in außer--
ordentlich maßvollen Ausführungen vor, daß man, wenn man
der Wahrheit dienen wolle, wenigstens beide Seiten zu Worte
kommen lassen solle, also auch Graefes Rede überall an-
schlagen müsse. Da wären wir schön dumm, denkt wohl
Erzberger; der Mehrheit ist es nicht um Wahrheit zu tun,
sondern um Ai#ederknüppelung der Wahrheit, um ein brutales
Sichdurchsetzen, um die Macht über alle Gemüter. Darin
sehen die Leute ihre einzige Rettung. Hätten sie ein gutes
Gewissen, so müßten sie der Anregung Hugos folgen und dem
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