Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Mark zu freier Verfügung und besoldete damit eine Unzahl 
von Federn aller Parteien,. Biele der „nationalistischen“ 
oder „alldeutschen“ Artikel, die er jetzt als tief unsittlich brand- 
markt, sind auf Erzbergers Bestellung geschrieben und unter- 
gebracht, aus öffentlichen Mitteln bezahlt worden. Viele 
wurden auch bezahlt, ohne abgedruckt zu werden, so daß eine 
große Erzberger-Klientel entstand, eine Leibgarde seiner 
Pensionäre; nebenbei gab es noch andere Vorteile, denn wer 
von Erzberger verpflichtet wurde, der war selbstverständlich 
„unabkömmlich“ für den Schützengraben und verblieb in 
sicherem Port. 
Erzberger besaß also schon damals eine ungeheure Macht- 
stellung in der Welt des bedruckten Papiers. Innerhalb seiner 
Partei, wo manch einer in dem Gefühl, sauber bleiben zu 
wollen, sich von ihm zurückgezogen hatte, war er trotzdem 
noch früher zum Alleinherrscher geworden, weil er die Presse 
der Partei beherrschte; die gewandt geschriebene Erzbergersche 
Leitartikel-Korrespondenz für katholische Blätter hatte sich 
schon vor Jahren durchgesetzt. Fetzt endlich hut dieser geschick- 
teste aller Reklamechefs das Höchste erreicht, was in seiner 
Branche möglich ist: das ganze deutsche VBolk muß es be- 
zahlen, daß jedem einzelnen Reichsangehörigen eine der 
leichtfertigsten Reden Erzbergers amtlich zugänglich gemacht 
wird. Der Volksparteiler Dr. Hugo schlägt heute in außer-- 
ordentlich maßvollen Ausführungen vor, daß man, wenn man 
der Wahrheit dienen wolle, wenigstens beide Seiten zu Worte 
kommen lassen solle, also auch Graefes Rede überall an- 
schlagen müsse. Da wären wir schön dumm, denkt wohl 
Erzberger; der Mehrheit ist es nicht um Wahrheit zu tun, 
sondern um Ai#ederknüppelung der Wahrheit, um ein brutales 
Sichdurchsetzen, um die Macht über alle Gemüter. Darin 
sehen die Leute ihre einzige Rettung. Hätten sie ein gutes 
Gewissen, so müßten sie der Anregung Hugos folgen und dem 
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