Buchbinder den Blinddarm operieren lassen, aber darin findet
er nichts, daß jeder Mann von der Straße in Ministerstel-
lungen gelangt, wo es sich doch um Wohl und Wehe des
ganzen Volkes und um die schwierigsten Fragen von der Welt
handelt, denen ein Mensch ohne Vorbildung bilflos gegen-
übersteht.
Oie heutigen Minister können ja nicht einmal deutsch lesen.
Natürlich, ablesen können sie; das tut ja auch Bauer ganz
ordentlich, stolpert auch nur über wenige Fremdwörter.
Aber sie verstehen nichts von dem Gelesenen. Wäre es
sonst möglich, daß sie heute noch Erzberger Gefolgschaft
leisten? Daß sie heute noch annehmen, wir hätten einen
tatsächlich uns angebotenen Verständigungsfrieden abge-
schlagen? Alles, was uns in diesen Tagen amtlich vorgelesen
worden ist, war eine fortgesetzte Widerlegung Erzbergers.
Da wir nun nicht annehmen wollen, daß Bauer und seine
Kollegen gegen besseres Wissen den Schwindel fortsetzen, so
bleibt nur die Schlußfolgerung, daß ihr Wissen nicht aus-
reicht.
Wir haben Minister, die zu dumm sind, um Aktenstücke
lesen zu können. Oiese Minister aber sollen imstande sein,
das todkranke Deutschland zu retten.
Oie schweren parlamentarischen Stürme dieser Tage schlie-
ßen mit einem kurzen Nachgewitter. Als neue Tatsache gegen
den Verständigungspolitiker Erzberger führt der Abgeordnete
Rießer aus dem Zahre 1917 — wohlgemerkt 1917 — den
Annexionspolitiker Erzberger an, der in jenem Fahre als
Gutachter und Journalist für die Angliederung der französi-
schen Erzbecken von Longwy und Briey an Deutschland ein-
getreten sei. Er bezog ja damals noch bohe Tantiemen als
Aufsichteratemitglied von Thyssen; aus dem Annexionssaulus
zu einem Berständigungspaulus ist er erst geworden, als das
fette Pöstchen bei der Großindustrie sich zu verflüchtigen be-
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