Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Buchbinder den Blinddarm operieren lassen, aber darin findet 
er nichts, daß jeder Mann von der Straße in Ministerstel- 
lungen gelangt, wo es sich doch um Wohl und Wehe des 
ganzen Volkes und um die schwierigsten Fragen von der Welt 
handelt, denen ein Mensch ohne Vorbildung bilflos gegen- 
übersteht. 
Oie heutigen Minister können ja nicht einmal deutsch lesen. 
Natürlich, ablesen können sie; das tut ja auch Bauer ganz 
ordentlich, stolpert auch nur über wenige Fremdwörter. 
Aber sie verstehen nichts von dem Gelesenen. Wäre es 
sonst möglich, daß sie heute noch Erzberger Gefolgschaft 
leisten? Daß sie heute noch annehmen, wir hätten einen 
tatsächlich uns angebotenen Verständigungsfrieden abge- 
schlagen? Alles, was uns in diesen Tagen amtlich vorgelesen 
worden ist, war eine fortgesetzte Widerlegung Erzbergers. 
Da wir nun nicht annehmen wollen, daß Bauer und seine 
Kollegen gegen besseres Wissen den Schwindel fortsetzen, so 
bleibt nur die Schlußfolgerung, daß ihr Wissen nicht aus- 
reicht. 
Wir haben Minister, die zu dumm sind, um Aktenstücke 
lesen zu können. Oiese Minister aber sollen imstande sein, 
das todkranke Deutschland zu retten. 
Oie schweren parlamentarischen Stürme dieser Tage schlie- 
ßen mit einem kurzen Nachgewitter. Als neue Tatsache gegen 
den Verständigungspolitiker Erzberger führt der Abgeordnete 
Rießer aus dem Zahre 1917 — wohlgemerkt 1917 — den 
Annexionspolitiker Erzberger an, der in jenem Fahre als 
Gutachter und Journalist für die Angliederung der französi- 
schen Erzbecken von Longwy und Briey an Deutschland ein- 
getreten sei. Er bezog ja damals noch bohe Tantiemen als 
Aufsichteratemitglied von Thyssen; aus dem Annexionssaulus 
zu einem Berständigungspaulus ist er erst geworden, als das 
fette Pöstchen bei der Großindustrie sich zu verflüchtigen be- 
grtedric der Vorläufige 257 17
	        
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