Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

photographisch getreue Momentbilder unserer Lage und 
richtet dann die förmliche Anfrage an die Regierung: was 
gedenke sie zu tun? 
Der Reichswirtschaftsminister, der Sozialdemokrat Schmidt, 
starrt ratlos auf das Gespenst. 
Er hatte in seiner Hilflosigkeit gehofft, Hugenberg selber 
werde angeben, wie man es machen müsse. Er gesteht das 
auch offen. Er selber weiß nichts. Er antwortet auch gar nicht 
auf die Frage, was die Regierung zu tun gedenke, sondern 
stellt mur fest, daß wir uns tatsächlich in einer höchst betrüb- 
lichen Lage befänden. Die Regierung untersucht, ob es mög- 
lich sei, mehr #Arbeiter ins Ruhrkohlengebiet zu locken; sie 
appelliert in der großen Not an das Solidaritätsgefühl der 
Arbeiter; sie hofft, daß sie sich besinnen und freiwillig mehr 
Kohle fördern würden; im übrigen sehe sie „mit Entsetzen“ 
dem kommenden Winter entgegen und sei für jede Anregung 
dankbar, die die Koblennot behebe. 
Wohl noch nie hat man in irgendeinem Parlament der 
Welt solches Bekenntnis der vollkommenen Unfähigkeit aus 
dem Munde einer Regierung gehört. Das einzige, was sie 
tun will, ist Einstellung des Personenverkehrs der Eisenbahn. 
Das ist Augenverblendung und weiter nichts, denn dieser 
Verkehr spielt prozentual überhaupt keine Rolle. 
Der Redner der DOeutschen Volkspartei, der General- 
direktor von Deutsch-Luxemburg, Voegler, fühlt menschliches 
Erbarmen mit dieser Regierung in ihrem Niederbruch. Er 
gibt ihr den guten Rat, etwas mehr arbeiten zu lassen, und 
wie man das praktisch einrichten und den Bergleuten plau- 
sibel machen könne. Etwa Wiedereinführung der Acht- 
stundenschicht, dafür aber jeden zweiten Sonnabend frei. 
Der Wirtschafteminister hört gierig hin. Die ganze Regierung 
lebt ja nur von dem bißchen positiver Mitarbeit der Leute 
des alten Sostems; sie hätte ja ohne Oelbrück und Kahl 
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