rechtlerkostüm. Auch die Parlamentarierinnen bleiben meist
Frauen und legen mehr Wert auf äußere Dinge, als gerade
Dr. Käte Schirmacher. Ich erzähle einer Abgeordneten,
ich hätte sie neulich da oder da gesehen. „Ist nicht wahr.“
„Ooch!“ „So? Wa,s hatte ich denn für einen Hut auf?“
Ou liebe Güte, das weiß ich freilich nicht mehr. Oer Mann
sieht das Gesicht an. Die Frau die Toilette. ODas ist der
ewige Unterschied. Wer nun mit Dr. Käte Schirmacher
näher bekannt wird, dem tun die losen Bemerkungen der
Kolleginnen weh, denn sie ist ein Prachtmensch. Kurz,
knapp, klar in jeder Bemerkung, in ihrer Konzentration auf
das Entscheidende irgendeiner Sache ein Vorbild für jeden
Mann, dabei von lodernder deutscher Gesinnung. In dem
Maasschen Parlamentsalmanach haben die Abgeordneten
neben ihrem Lebensabriß auch ihr Lebensziel angeben sollen.
Da findet man viel langes und seichtes Geschwafel. Beson-
ders das Wort „Menschheit“ hat es manchem angetan. Für
die hat jeder kleine Spießer sein Programm fertig. Als ob
es politisch eine Menschheit überhaupt gäbe! Es gibt ebenso-
wenig eine Menschheit, als eine Tierheit oder eine Baum-
heit. Es gibt nur einzelne Völker. Das hat Or. Käte Schir-
macher offenbar klar erkannt. Ihr Lebenzsziel setzt sie mit
den wenigen prachtvoll monumentalen Worten hin: „Preußen--
Deutschland wieder zu Macht und Ansehen zu verhelfen.“
Bei den bürgerlichen Parteien haben insgesamt 18 Frauen,
bei den beiden sozialdemokratischen auch 18 ein Mandat,
und es ist bezeichnend, daß, soweit ich feststellen konnte, von
den Sozialistinnen nur zwei unverheiratet, von den Bürger-
lichen nur zwei verheiratet sind. Bei der Sozialdemokratie ist
die politische Frau eben die Mitkämpferin ihres Mannes. Im
Bürgertumistsieheutenoch vielfach Kämpferingegen den Mann.
Oer in der Nationalversammlung am häufigsten gehörte
Frauenname ist der einer Abgeordneten der äußersten Linken,
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