Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

weil er mit dem ersten Buchstaben des Alphabets anfängt. 
Alle. Anträge der Unabhängigen kommen von „Frau Agnes 
und Genossen"“. Frau Lore Agnes selbst geht nicht so schlaf- 
rockmäßig angezogen, wie meist etwa ihre Fraktionskollegin 
Sietz, sondern macht einen einfach-adretten und blitzsauberen 
Eindruck. Als sie jünger war, mag sie oft den Vers gehört 
haben: „Von allen Mädchen so blink und so blank gefällt mir 
am besten die Lore.“ Manchmal ist sie in ihrem Nichtsehen- 
wollen der sonnenklarsten Dinge die Verzweiflung der Kol- 
legen im Bureau. Im übrigen macht sie nie die Zietzschen 
Kreischorgien mit. 1 . 
Oie besten Frauen sind die, von denen man nicht spricht, 
pflegt man zu sagen. ODas stimmt nicht immer. Hier in 
Weimar aber wohl, nur in einem ganz anderen Sinne. Man 
spricht von der oder jener Frau Abgeordneten. Man spricht 
kaum je von der Frau des oder jenes Abgeordneten. Und 
doch, — gerade die Gattinnen sind es, die Geschichte machen. 
Wie Antäus von der Erde immer neue Kraft im Kampfe 
empfing, so holt sich der Mann in dem zermürbenden parla- 
mentarischen Leben immer wieder Stärkung bei seiner Frau. 
Ob es sich da um die Fürstin Bismarck handelt, die ihr 
„Ottochen“ hegte und pflegte, oder um irgendeine kleine 
Züdin, deren Mann das Reich unterminiert, ist ganz gleich. 
Es ist rührend, das zu beobachten, etwa zu sehen, wie selbst 
Cohn und Wurm mit ihren Frauen jeden Schritt besprechen, 
um von den vielen ähnlichen Ebekameradschaften bei bürger- 
lichen. Parteien gar nicht erst zu reden. 
Der Schöpferische, Zeugende, Gesetzgebende bleibt immer 
der Mann. Aber er ist ein Nichts, wenn das Weib aus seinem 
Leben gestrichen wird. Nehmt dem Parlament die Frauen — 
ich selber empfehle das nicht einmal —, so ist noch nichts ver- 
loren. Nehmt sie Gdethe, Wagner, Bismarck, und die Welt 
ist i#tgöttert. 
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