Was denn los sei, fragen die Leute draußen. Eine kirchliche
Feier natürlich. Herr Katzenstein will sich taufen lassen.
Der Seniorenkonvent soll bestimmen, ob evangelisch oder
katbolisch. Oder jemand übt auf der Orgel für die morgige
Krönungsfeier des Herrn Ebert. Ee soll die Matthias-Passion
gespielt werden.
Am Nachmittag werden die neun Milliarden für die Aus-
gaben der nächsten Monate bewilligt. ODas ist aber nur eine
Kleinigkeit. Bewilligt werden Herrn Erzberger auch die ge-
setzlichen Kampfmittel der Staatsgewalt, mit denen Besitz-
tümer im Werte von Hunderten von Milliarden Mark, die
an die Entente abzuführen sind, aus dem deutschen Volke
berausgepeitscht werden können. Voch ist der Friede von
unseren Feinden nicht ratifiziert. Aber schon steht Erzberger
dienernd da und hat sein Enteignungsgesetz fertig. Es
gibt keinerlei Besitz im ganzen Lande, der dem Zugriff des
Reiches danach entzogen bliebe. Nach dem Wortlaut der
Vorlage kann die letzte Kuh, die einzige Nähmaschine ent-
eignet werden; und zwar nicht gegen „volle“, sondern gegen
vangemessene“ Entschädigung. Zunächst werden freilich an-
dere Dinge der Entente lieber sein: unsere Wälder, unser
Grundbesitz, unsere Bergwerke, unsere Fabriken. Das Reich
aber macht sich zum Büttel. Zetzt erst wird der Scheidemann-
Erzberger-Friede wie das furchtbare Bild von Sais enthüllt.
Man bricht davor zusammen. Aus dem wohlhabenden,
glücklichen Deutschland wird im Laufe eines einzigen Men-
schenalters eine Ententekolonie, bewohnt von einer zerlumpten
hoffnungelosen Bevölkerung in feindlichem Frondienst.
Wen dann die Menge als Urheber des namenlosen Elends
ansieht, der wird einst totgeschlagen wie ein toller Hund.
Das wissen die Erzberger, Scheidemann und Genossen, diese
Siegverderber, Kriegeverlängerer, Friedensvernichter. Sie
kämpfen um ihr Leben. Ou oder ich, heißt es jetzt. Her mit
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