Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Ehe die drei Köpfe nach drei Richtungen sprechen, wird die 
Ministerliste verlesen, aus der wir ersehen, daß wir fortan 
von vier Parteijournalisten, vier Parteibeamten, drei Ju- 
risten, einem ODiplomaten, einem Bergrat a. O. und einem 
Handelshochschullehrer a. D. regiert werden sollen. Der 
einzige Fachmann darunter ist der Staatssekretär des Aus- 
wärtigen Amts, der Graf v. Brockdorff-Rantzau. Gerade 
darum wird man ihn nicht lange behalten. Schon Bismarck 
schrieb 1853 an Schleinitz, es gäbe niemanden unter uns 
Oeutschen, der nicht alles, von der Politik bis zum Hunde- 
flöhen, besser verstünde als der Fachmann. Ee sind noch viele 
Parteimänner da, die gerne das mystische Auswärtige über- 
nehmen würden, etwa der persönlich so nette Essener Rechts- 
anwalt Bell, der vorläufig Kolonialsekretär geworden ist. 
Weiß der Himmel, warum. Oder Adolf Hoffmanns Freund 
in Neisse, der sich fürs Auswärtige in einem ebenso offenher-- 
zigen wie unorthographischen Brief bereits gemeldet hat. 
Im allgemeinen bringt die Ministerliste keine Uberraschungen. 
Nur der fürs Ernährungsamt bestimmte Zentrumsabgeordnete 
Herold hat noch rechtzeitig die Finger von diesem dornen- 
besetzten Portefeuille gelassen. 
Der Jacques Bonhomme der Sozialdemokratie, Ebert, 
ist aus der Regierung ausgeschieden, da er Landesvater ge- 
worden ist; auf ihn kann die Partei am ehesten verzichten, 
er ist nichts weniger als ein überragendes Talent, darum gibt 
sie ihn her. Der Gerissenste unter den Sozialdemokraten, Lands- 
berg, und der Klügste unter ihnen, Scheidemanmn, sind geblieben, 
dazu noch fünf weniger beträchtliche Herren. In die anderen 
sieben Ministerposten teilen sich Demokratie und Zentrum. 
Scheidemann eröffnet den beutigen Reigen mit einer 
Programmrede. Er ist der erste Kopf des neuen Kindes. Er 
verkündet, daß wir die Aufgabe hätten, das Werk der Revo- 
lution methodisch fortzuführen. 
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