Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Heftigkeit gegen die Rechte dafür, daß die äußerste Linke 
in ihm immer noch den Genossen sieht. Zum zweitenmal in 
diesen wenigen Weimarer Tagen macht er „Schwerindustrie, 
Alldeutsche, Ludendorff“ für den Verlust des Krieges 
verantwortlich, also jene — an sich gar nicht zusammen- 
gehörige — Dreibheit, die gerade das Durchhalten gegen 
eine Welt von Feinden uns eingehämmert hat, während die 
Scheidemaßn und Erzberger die Stimmung zermürbten. 
„Als unsere starke Front ins Wanken geriet und schließ- 
lich der geniale Hasardeur dee Weltkrieges Luhen- 
dorff mit dem Geständnis seines Bankerotts vor 
uns hintreten mußte, da fiel die Binde von den Augen 
des Volkes und es erkannte taumelnd die Wahrheit“, 
sagt Scheidemann; die Empörung auf der Rechten wallt 
hochauf; die Linke dröhnt Beifall. Wieder einmal entscheidet 
Lungenkraft ein weltgeschichtliches Fehlurteil. Wodurch ist 
denn eigentlich unsere Front ins Wanken geraten? Ist auch 
daran Ludendorff schuld, oder sind es nicht vielmehr die Leute 
um Scheidemann? Sie sind es, die hasardierten, als sie 
alles auf die eine Karte Wilson setzten und dann verloren; 
sie haben uns so in den Bankerott getrieben. 
Was Gröber sagt, das hätte er ebenso vor einem JZahre 
sagen können. Im Zentrum hat sich nichts verändert. Ees findet 
in der Monarchie wie in der Republik sein Feld zum Ackern. 
Unstreitig den tiefsten Eindruck, namentlich auf die Zuhörer-- 
tribünen, macht heute der Volksredner Naumann, der im 
Hause der Nationalversammlung nicht seinesgleichen hat, 
Traub allein vielleicht ausgenommen. In der Studierstube 
dieses ehemaligen Pfarrers aus einem Elendedorfe sind nicht 
nur die Gesichter zerarbeiteter Leute aufgetaucht, sondern 
auch die Gesichte aus der ganzen geschichtlichen Vorzeit un- 
seres Bolkes. Kaum ein anderer vermag so wie er die 
Elocken der versunkenen Bineta zum Ertönen zu bringen. 
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