worden. „Es wäre vielleicht gut,“ meint Noske mit schneiden-
der Schärfe, „wenn Sie uns den Schießerlaß vorlesen wollten,
den Sie erlassen haben, als Sie Waffen mit russischem Gelde
an Ihre Leute verteilten!“ Beifallsorkan im ganzen Hause.
Haase windet sich und schweigt.
Dieser Zweikampf zwischen zwei Männern und — das
kann man wohl ruhig sagen — zwei Rassen wird von Reden
Schiffers und Rießers eingerahmt. Die Statistiken der Reichs-
schatzsekretäre sind sonst sehr spröde. Heute ist'es lebendiger,
denn es fallen dröhnende Keulenschläge wider die Revolution,
die in der Tat Milliarden verwirtschaftet hat und noch heute
monatlich 900 Millionen Mark mehr für den jämmerlichen
Rest unseres Heeres ausgibt, als früher das ganze kostete;
die es duldet, daß die Leute im Zentralmarinerat neben freier
Wohnung, Berpflegung und Bekleidung noch bis zu 37 Mark
täglich Löhnung erhalten. Wenn man die Forderungen der
Entente nicht einmal einrechnet, haben wir fortan im Reiche
vierzehn statt wie vor dem Kriege fünf Milliarden jährlich
aufzubringen. Es wird einem schwindlig, ganz schwindlig.
Erst zu ganz später Stunde — das gehört zur Regiekunst
der herrschenden Mehrheit — kommt Geheimrat Rießer für
die Deutsche Bolkspartei zu Wort. Er lehnt eine geschichts-
widrige Kritik unserer ruhmreichen Kaiserzeit ab. Trotzdem
wolle seine Partei ehrlich an der Republik mitarbeiten.
Leider habe die Revolution unsere Wirtschaft völlig verwüstet,
so daß große Werke mit drei bis neun Millionen Mark Be-
triebsverlust monatlich arbeiteten. Was dann Rießer über die
Gefahren der Sozialisierung und die Notwendigkeit der Pri-
vatwirtschaft ausführt, das# ist so zwingend und so geschlossen
in der Beweisführung, daß man das Stenogramm sofort als
programmatische Druckschrift herausgeben könnte. Das Haus
Nart ruhig zu. Man ist erschöpft von dem vorhergegangenen
turm.
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