Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

märck, zurück zu Schiller!“ Das muß wie Musik den eng- 
lischen Ohren klingen. Sie gönnen uns Weimar und sogar 
Bayreuth, sie gönnen es uns auch, daß wir als Kellner sie 
auf unseren Rheindampfern bedienen, wenn nur unsere 
Flagge von allen Meeren verschwindet, unsere Industrie von 
der ihrigen abgelöst wird und kein Deutscher ihnen mehr die 
Verdauung beim Länderverschlucken stört. An diese Dinge 
denkt der Herr Professor wohl nicht, dem man im übrigen, 
trotz der unglaublichen politischen Naivität seiner Darlegungen, 
gerne zuhört, weil es die Rede eines gebildeten Mannes ist, 
gespickt mit schönen Zitaten und bistorischen Erinnerungen, 
eine wundervolle Damenrede für den Frauenbildungsverein 
von Krähwinkel und Umgegend. Als die Berliner Universität, 
so sagt er, ihre Zahrhundertfeier beging, da hätte sie nicht 
dem Kaiser, sondern lieber der Bertha Suttner die Doktor- 
würde verleihen sollen. Das ist echtester Schücking. Er ha# 
jahrzehntelang für Pazifismus und Völkerverbrüderung ge- 
wirkt. Zetzt tanzt er vor seiner Bundeslade ber. Ee ist ganz 
alttestamentarisch feierlich, und das Tribünenpublikum ist 
tief ergriffen. 
Es gibt eine Heuschrecke, die nennen die Naturforscher die 
Sottesanbeterin. Oieser weibliche Blaubart im Tierreich 
zeichnet sich dadurch aus, daß er während der Hochzeit seine 
Freier mordet. Die Heuschrecke dreht sich um und beißt dem 
Männchen, das in seiner Verzückung nichts Schlimmes ahnt, den 
Kopf ab. So freien in Weimar unsere Berfassungsmacher die 
Einheit und die Freiheit und merken es nicht, wie lose ihnen, 
bildlich gesprochen, der Kopf schon sitzt. Lede Revolution frißt 
ihre ersten Legitimen. 
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