Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Leute der Wettiner, die mit dem Herzog schon vorausgezogen waren, 
gerieten in Gefangenschaft. Da Heinrich von Waldeck der Schwager 
und Amtmann Johanns von Mainz war, vielfach auch die Meinung 
verbreitet war, Herzog Friedrich sei Rudolfs Kandidat für die Königs- 
krone gewesen, so glaubte man allgemein, daß der Mainzer Erzoischof 
der Urheber der blutigen That sei. Gleichwohl ist er von diesem 
Verdachte zu befreien; es würde ja der kluge Mann durch einen 
solchen mörderischen Überfall sich thatsächlich wenig genützt und den 
Gegnern in die Hände gearbeitet haben, und überdies ist nachgewiesen, 
daß der Waldecker Streitigkeiten mit den Grafen von Hohnstein und 
Forderungen an Friedrich von Braunschweig hatte. Daß dieser letztere 
getötet wurde, war sicher nicht vorgesehene Absicht, sondern ein un- 
glücklicher Zufall. Natürlich verwahrte sich Johann gegen die ihm zur 
Last gelegte Mitwisserschaft und sorgte dafür, daß wenigstens die Meiß- 
ner sofort und ohne Lösegeld entlassen wurden. Aber darum verbannte 
er die Gerüchte doch nicht und vor allem wollten die Sachsen nichts 
mehr mit seinen politischen Ränken zu thun haben. Weder Rudolf 
von Sachsen, noch die Wettiner waren bei den Augustverhandlungen 
zu Oberlahnstein zugegen und beteiligten sich also auch weder an der 
Absetzung Wenzels, die am 20. August ausgesprochen wurde, noch an 
der Wahl Ruprechts, deren Rechtsgültigkeit dadurch nicht erhöht wurde, 
daß Ruprecht seine eigene Kurstimme auf Johann von Mainz über- 
tragen hatte; außer diesem wählten nur noch die anderen beiden 
rheinischen Kurfürsten. 
Die Stellung Wilhelms zu der neuesten Wandlung der Ereig- 
nisse blieb wieder zuwartend, ebenso wie die Rudolfs von Sachsen. 
Mit ihm, der Schwiegersohn Balthasars von Thüringen war, blieb 
er noch am meisten in Fühlung, namentlich da Rudolfs Bruder 
Wenzel, der Geistlicher war, bei dem Alter des jetzigen Erzbischofs 
Albrecht über kurz oder lang Aussicht hatte, den Magdeburger Erz- 
stuhl zu besteigen und damit wegen der meißner Frage für Wilhelm 
von Wichtigkeit werden konnte. Wenzel von Böhmen hielt natürlich 
Wilhelms Haltung in der Absetzungs= und Neuwahlfrage für eine 
mittelbare Aufforderung zu einer Erneuerung der alten Beziehungen. 
Jobst von Mähren, mit dem er sich augenblicklich gut stand, wurde 
zum Vermittler ausersehen. Mitte Juli 1400 hatte er zu Dresden
	        
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