Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

als kursächsischer General in Danzig lebte. Die 1693 geborene 
Großfürstin aber schenkte ihr Herz dem Ende 1725 in Mitau er- 
schienenen Moritz von Sachsen, dem Sohne der Aurora von Königs- 
mark, den nun auch die kurländischen Stände am 28. Juni 1726 
einstimmig zum Nachfolger des Herzogs Ferdinand wählten. Der 
polnische Senat und Reichsrat aber zwangen schon auf die 
Kunde von Moritzens Werbung König August zu dem Befehl, den 
Sohn sosort von Mitau abzuberufen, und der Reichstag von Grodno“ 
erklärte im November 1726 jene Wahl für ungültig, weil Polen 
das Herzogtum nach Ferdinands Tode — er starb erst 1737 — 
als heimgefallenes Lehen einziehen wolle. Da jedoch Anna Iwa- 
nowna Moritz wohl gewogen war, der kurländische Adel wie ein 
Mann zu ihm hielt, und Katharina I. von Rußland, Peterz 
Witwe, der Sache sympathisch gegenüberstand, so konnte es Moritz 
darauf ankommen lassen. Aber er verscherzte sich, ein echter Sohn 
seines Vaters, die Gunst Annas durch törichte Liebeleien in ihrer 
nächsten Umgebung, und der Tod der Kaiserin Katharina I. im 
Mai 1727 beraubte ihn des russischen Rückhaltes. Somit mußte 
er vor dem an der Spitze von 8000 Mann einrückenden Menschiloff 
aus dem Lande weichen. 
Das schon reichlich belastete polnische Konto wuchs noch durch 
die in Sachsen betriebene katholische Propaganda, die August tal- 
kräftig unterstützte, und zwar, wie aus seiner Korrespondenz mit 
Papst Clemens XI. hervorgeht, auf Grund früher gemachter bin- 
dender Versprechungen. Als im Jahre 1708 in Dresden an der 
Stelle des alten Opernhauses eine katholische Kirche entstanden 
war, meldete dies August nach Rom u. a. mit folgender Ergießung 
am 13. Febr. 1708: „Und niemand wird, Heiligster Vater, im 
Bereiche dieser Hauptkirche mein Herz in seinem Entschlusse auf- 
halten, unter den Auspizien Eurer Heiligkeit die katholische Kirche 
in allen meinen Staaten wieder aufblühen zu lassen. Diese Mutter 
wird in kurzem, wenn der Himmel meine Bemühungen segnet, 
viele Töchter haben.“ Dementsprechend wurden 1708 für die 
Mission in Leipzig 1200 Taler ausgeworfen und 1710 dort öffentlich 
Messe gelesen. In Dresden eröffneten die Jesuiten eine Erziehungs- 
anstalt in der auf Ansuchen unentgeltlicher Unterricht erteilt wurde.
	        
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