1851 Die Reaction in Österreich. 103
Osterreich ging mit energischem Beispiele voran. Da hier
die Revolution durch große militärische Machtentfaltung nieder-
geworfen war, und der leitende Minister, Fürst Schwarzen=
berg, überhaupt eine Staatsordnung nur insoweit als brauch-
bar anerkannte, als sie die Unterthanen zu unbedingtem
Gehorsam nach militärischem Muster verpflichtete, so überwog
hier die absolutistische Tendenz bei Weitem. Die März-
verfassung von Kremsier war von jeher ein todter Buchstabe
geblieben, obgleich man sich das Vergnügen gemacht hatte,
ihr auf dem Papier ebenso todte Landesverfassungen für jedes
Kronland anzuhängen. Entscheidend war ohne Zweifel die
Thatsache, daß bei den verwickelten Zuständen in Ungarn die
Ausführung der Verfassung noch größere Schwierigkeiten und
Gefahren in Aussicht stellte als ihre Aufhebung. Nur die
unbeschränkte Allmacht der Regierung schien die Einheit, ja
die Existenz des Reiches sichern zu können. So siegte die
Meinung, von allen provinzialen Besonderheiten ebenso wie
von sogenannten Grundrechten und einem selbständigen Reichs-
tage abzusehen. Die ganze Monarchie sollte in gleichmäßig
organisirte Verwaltungsbezirke zerlegt, eine über die Unter-
thanen allmächtige, von der Reichsregierung unbedingt ab-
hängige Bureaukratie eingerichtet, und so ein System durch-
greifender Centralisation in das Leben geführt werden. Um
dieser Verwaltung festen Halt zu geben, wurden auch an den
Stellen, wo der Belagerungsstand nicht verkündet war, die
Militärbehörden mit mannigfachen Vollmachten zur Sicherung
allgemeiner Botmäßigkeit versehen. In noch bedeutenderem
Umfange aber wurde zu gleichem Zweck der große Beamten-
apparat der katholischen Kirche herangezogen. Der römischen
Curie wurden die weitesten Aussichten eröffnet, Jesuiten und