wölbe nicht traute, und die ernste Wahrhaftigkeit des Ziegelrohbaues
ward bedeckt mit der lügenhaften Hülle des Gipses. Es frommte
nicht wider das Werk der Zerstörung, daß der prächtige August der
Starke die Burg bezog, die er nicht verstand, und seine Gräfin
Cosel eine Weile ihre feilen Reize in dem Remter zeigte, den einst
der Sporentritt der deutschen Herren durchhallt. —
Bei dieser erdrückenden und zugleich verführerischen Nachbarschaft
des großen Slawenreichs, „wo alles adlig war“, vermochte das
herzogliche Preußen, arm und entvölkert, nur durch zwei Häfen
dem Weltverkehre geöffnet, durchaus nicht, jene vorschreitende Staats-
kunst zu wagen, welche sein ketzerischer Ursprung ihm vorschrieb.
Unbändig vielmehr, beseelt von altem deutschherrlichen Trotze und
den Ideen polnischer Adelsfreiheit, wuchs der preußische Adel den
schwachen Herzögen und ihren Günstlingen über den Kopf, hielt
in selbstgenügsamer Beschränktheit die Fürsten von allen europäischen
Händeln fern, und selten nur griff er zu den Waffen — wenn es
galt den wilden Aufruhr der Bauern wider den Druck der Junker
blutig niederzuwerfen. Wie ein Mann hielten der Adel und das
stolze Königsberg zusammen gegen die Bauerschaft und die Hinter-
städte. Der lebendige Protestantismus war erstarrt und verwandelt
in bewegungslose lutherische Rechtgläubigkeit. Schwert und Acht
drohten den Anhängern Melanchthons, die der Hof begünstigte.
Wenn die Herzöge das Lästern auf den Kanzeln wider den Caloinis-
mus verboten, so ließ der Adel von dem polnischen Lehnsherrn
das Verbot vernichten und die Lehre Calvins für Teufelswerk er-
klären. In die Fremde zog, wessen Herz noch erfüllt war von dem
streitbaren Geiste der Reformation: aus dem öden Stilleben der
Provinz eilte das heldenhafte Geschlecht der Dohna hinaus in die
Glaubenskriege der Hugenotten. Es war die gelobte Zeit des luthe-
rischen Junkertums; aber, gemeiner als in den Marken, sank hier,
in der alten Heimat des schroffsten deutschen Nationalstolzes, der
Trotz des Adels zu nacktem Landesverrate herab. Fortwährend
„polenzten“ die Herren Stände, sie verkehrten unablässig mit dem
polnischen Hofe und nahmen die Jesuiten, als Helfer wider ihren
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