Full text: Auswahl für das Feld.

ihm nur noch der Rückzug nach Westen offen, erst durch die enge 
Stadt, dann auf einer einzigen Brücke über die Elster, endlich auf 
dem hohen Damme der Frankfurter Landstraße quer durch die 
nassen Wiesen der Auen — der denkbar ungünstigste Weg für 
ein geschlagenes Heer. 
Am 15. war Rühle von Lilienstern mit einer Botschaft des 
schlesischen Hauptquartiers bei dem Oberfeldherrn in Pegau ange— 
langt. Gneisenau schlug vor, am ersten Schlachttage das Gefecht 
hinzuhalten, weil mindestens 80 000 Mann von der verbündeten 
Armee noch nicht zur Stelle waren. Sobald diese Verstärkungen 
eingetroffen, sollte der Angriff auf allen Stellen des Halbkreises 
mit entschiedener Ubermacht wieder aufgenommen und indessen 
durch ein in Napoleons Rücken entsendetes Korps dem Feinde die 
einzige Rückzugsstraße gesperrt werden; dann war nicht nur ein 
Sieg, sondern eine Vernichtungsschlacht, eine in aller Geschichte 
unerhörte Waffenstreckung möglich. Zu so hohen Flügeln ver- 
mochte sich freilich Schwarzenberg nicht aufzuschwingen. Eine Zeit- 
lang hoffte er sogar die Schlacht gänzlich zu vermeiden, schon 
durch das Erscheinen der drei vereinigten Armeen den Imperator 
zum Rückzuge zu nötigen. Auch als er sich endlich überzeugen 
mußte, daß ein Napoleon so leichten Kaufes nicht zu verdrängen 
sei, entwarf er einen überaus unglücklichen Schlachtplan. Da die 
böhmische Armee vom Süden, die beiden anderen Heere vom 
Norden herankamen, so mußte der Oberfeldherr — das war die 
Meinung des schlesischen Hauptquartiers — die Entscheidung auf 
seiner rechten Flanke suchen, dort auf der Rechten sich mit der 
Nordarmee zu verbinden streben, um die Umklammerung des Feindes 
zu vollenden. Statt dessen ballte er eine Masse von 35000 Mann, 
lauter Osterreicher, auf seinem äußersten linken Flügel zusammen 
und ließ sie durch das unwegsame Buschland der Auen gegen 
Connewitz vorgehen, in der sonderbaren Hoffnung, dort auf ganz 
unzugänglichem Boden Napoleons rechten Flügel von der Stadt 
abzudrängen. Sein General Langenau hatte diesen unseligen An- 
schlag eingegeben; der ehrgeizige Sachse, der erst im Frühjahr zu- 
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