Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Nr. 3. 
Sitzung des Königlichen Staatsministeriums. 
Auszug#. 
Berlin, den 3. September 1918. 
In der heutigen Sitzung des Königlichen Staatsministeriums wurde folgendes 
verhandelt: 
Der Herr Ministerpräsident sprach zunächst den Herren Staatsministern seinen 
Dank aus für die ihm zu seinem 75. Geburtstage freundlichst dargebrachten Glückwünsche 
und für die Blumenspende. 
Sodann erörterte er die gegenwärtige Folitische Lage, welche eng mit der der- 
zeitigen militärisehen Lage verknüpft sei. Er hoffe, daß über die letztere der Herr Kriegs- 
minister noch einige nähere Mitteilungen machen könne. 
An leitender Stelle stebe der Wunsch, daß jeder gangbare Weg betreten werden 
müsse, der zu einer Verständigung mit dem Feinde führen könne. Ein Friedens- 
angebot könne und dürfe nicht gemacht werden, das 
würde von unsern Feinden doch nur schnöde abgewiesen 
werden. Dagegen müßten Jäden angesponnen werden, und es müsse jede Gelegenheit 
wahrgenommen werden, die zum Liele führen könne, möglichst durch neutrale oder sonst 
geeignete Persönlichkeiten. Man müsse etwa zum Feinde sagen: „Ihr sehtihr 
könnt uns nicht besiegen, Deutschland wird seine Existenz- 
berechtigung und seinen Platz an der Sonne in demihm auf- 
gezwungenen Verteidigungskriege zweifellos si'egreich 
behaupten, aber wir sind stets bereit, wie das schon 
[viederholt und unzweideutig von der deutschen Regie- 
rung betont worden ist, einen ehrenhaften Frieden abzu- 
schließen.-Uber die einzelnen dabei aufzustellenden Friedensbedingungen werde 
jetzt auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers ein genaues Programm aufgestellt werden. 
Diese soeben dargelegte Stellungnahme sei in Besprechungen festgelegt, die in Spa unter 
dem Vorsitz des Kaisers stattgefunden hätten, an denen außer den Generalen von Hinden- 
burg und Ludendorff auch der Kronprinz teilgenommen, und in denen eine völlige 
Cinigung unter allen Beteitigten stattgefunden habe. Erschwert werde die Lage noch 
durch das unbedingte Friedensbedürfnis, welches sich in Österreich-Ungarn immer mehr 
geltend mache. Die österreich-ungarische Regierung habe ihn wissen lassen, daß sie an 
alle Feinde ihre Bereitschaft, Frieden zu schließen, mitteilen wolle. Es sei ihm zwar 
gelungen, einen solchen verhängnisvollen Schritt zurückzuhalten, aber dahingehende 
Wünsche würden jetzt wieder immer energischer in Österreich-Ungarn vertreten. Der 
!) Der Ausiug befindet sich so, wie hier wiedergegeben, in den Akten des Auswärtigen Amtes 
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