zeit eine Periode wahrer Erbauung und damit Erhebung auf eine
höhere Stufe inneren Lebens.»
Das innere Erleben jener Zeit war in der Tat so gewaltig, daß
alle äußeren Ereignisse in Scheveningen dagegen völlig zurücktraten.
Ich will diese daher auch hier beiseite lassen und nur zweler Histör-
chen Erwähnung tun, an die ich immer denken muß, wenn ich mich
an diese Wochen erinnere.
Unter der lehrreichen Führung von Hinzpeter machten wir vielfach
Ausflüge in die holländischen Städte zum Besuch der Kirchen und
Galerten, die mich außerordentlich interessierten. So besuchten wir z. B.
das Mauritz-Huis im Haag, das Risksmuseum in Amsterdam und das
Frans-Hals-Museum in Haarlem, das sich damals noch im Rathaus
befand. Tiefen Eindruck hinterließen mir vornehmlich die herrlichen
Werke von Nembrandt, van Dyck und Grans Hals. Stofflich inter-
essterten mich vor allem die Bilder, die die großen holländischen See-
schlachten darstellten, und oftmals versuchte ich sie daheim aus dem
Gedächtnis nachzuzeichnen.
Bei der Heimkehr von solchen Ausflügen pflegten wir vom
Haag aus mit der Tram nach Scheveningen hinauszufahren. Wir
hatten uns mit einem Tramschaffner besonders angefreundet, der
den Krieg von 1870 in der Armee meines Baters mitgemacht
und sich In der Schlacht bei Wörth ausgezeichnet hatte# er erzählte
uns daher mancherlei aus senen Tagen und von der Begelsterung
der Truppen für meinen Bater. An einer Stelle, wo die Tram-
bahn eine sehr scharfe Kurve machte (es war damals noch Pferde-
betrleb), pflegte der Wagen zilemlich regelmäßig zu entgleisen, was
das Kommando des Schaffners zur VFolge hatte: „Weine Herren,
den Wagen wieder hineinschieben!"“ Wir Jungens sprangen dann
von der Tram, stemmten uns gegen den Wagen, schoben ihn wieder
ins Gelelse und waren stolz, wenn wir dafür den Dank der In-
sassen ernteten.
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