Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Die Flügeladjutanten meines Großvaters standen dem Grafen 
Lehndorff sämtlich mit dem Gefühl großen Respekts, aber auch großer 
Verehrung gegenüber, denn er ging ihnen in unbedingter Ergebenheit 
für seinen Herrn und in unerschütterlich vornehmer Haltung mit gutem 
Beispiel voran. Es war mir eine große Freude, nach meinem Re— 
gierungsantritt ihm die Treue, die er meinem Großvater und auch 
mir gehalten hat, mit der Verleihung des Schwarzen Adlerordens 
und der Stellung à la suite der Gardes du Corps zu danken. 
Der letzte aus dieser Gruppe ist der große und dicke General- 
adjutant Fürst Anton Radziwill. Trotz seines breiten polnischen 
Gesichts war er Stockpreuße und meinem Großvater gegenüber die 
personifizierte Treue, er war wohl der preußischste Pole, den es je 
gegeben hat, dabei immer lustig und guter Dinge, ja, sogar über 
seine Spielverluste konnte er sich freuen. Mein Bater betrachtete 
ihn als Vetter und duzte ihn. Im Jahre 1870 hatte er insofern 
eine (wenn auch kleine) historische Rolle zu spielen Gelegenheit gehabt, 
als er in Ems den französischen Gesandten Benedetti bei seinem 
zweiten Vorstoß abzuwehren hatte. 
Diese vier waren die Getreuen des alten Kaisers, diejenigen, 
die die tägliche Kleinarbeit bei ihm verrichten mußten, um den Staats- 
organismus in Gang zu halten. So wenig die Gestalten der großen 
Paladine Bismarck, Moltke und Noon, deren eherner Schritt durch 
Jahrhunderte der deutschen Geschichte dröhnen wird, von der Erinne- 
rung an die welthistorischen Leistungen des großen Kaisers fortzu- 
denken sind, so wenig wäre sein Werktag ohne die Treue Albedylls, 
Wilmowskis, Lehndorffs und Radziwills möglich gewesen. 
* 7. 
# 
Von den Adfutanten meines Großvaters will ich nur einige 
nennen. Graf Alten, eine straffe Reiterfigur, war lange Jahre 
Elügeladfutant und später bis zuletzt General à la suite, er hat ge- 
100
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.