raume Zeit das Regiment der Gardes du Corps kommandiert.
Wegen seiner vornehmen Anschauungen und seines aristokratischen
Wesens wurde er allgemein „der Chevalier“ genannt. Er war der
Schwager des Chefs des Militärkabinetts und Bruder der Herzogin
von Manchester, die kn der Londoner Gesellschaft sener Zeit eine große
Rolle spielte. Die Kameraden hatten auf ihn den schönen Vers
edichtet:
gedich „Ich hab zum Schwager Albedyll,
Zu Freunden Lehndorff, Radziwill,
Vom Scheitel bis zur Zeh“
Bin ich der Chevalier.“
Der Flügeladsfutant von Plessen wurde später mein General-
adjutant; ich möchte von ihm sagen, daß er der Generaladsutant
war, wie August Eulenburg der Hofmarschall war. Einige Worte
will ich dem Flügeladjutanten v. Los widmen.
v. Lo#é, ein katholischer Rheinländer, war wohl der bedeutendste
Kopf in der militärischen Umgebung meines Großvaters. Er besaß
ein feines, gewinnendes Wesen und verfügte über vollendete Formen.
Wenn er im Gespräch seinen Partner mit seinen klugen Augen durch-
dringend anblickte, konnte er seinen Worten überzeugende Kraft ver-
leihen. Er urteilte im allgemeinen treffend über Menschen und Dinge,
nicht nur in seinem soldatischen Beruf, sondern auch auf anderen
Gebieten, insbesondere der Politik. Im Kriege 1870/71 hat er das
Bonner Königs-Husarenregiment mit besonderer Auszeichnung als
Kommandeur geführt und sich das Eiserne Kreuz I. Klasse erworben.
In seiner langen Dienstzeit als Adjutant und Generaladjutant bei
meinem Großvater war er zu einem Vertrauten geworden, mit dem
der Kaiser die wichtigsten Dinge zu besprechen gewohnt war. Ebenso
brachten meine Großmutter und Großherzogin Lutse den gediegenen
Charaktereigenschaften dieses Mannes großes Vertrauen entgegen.
Seine stille Arbeit hatte nicht wenig dazu belgetragen, die Grund-
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