Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

raume Zeit das Regiment der Gardes du Corps kommandiert. 
Wegen seiner vornehmen Anschauungen und seines aristokratischen 
Wesens wurde er allgemein „der Chevalier“ genannt. Er war der 
Schwager des Chefs des Militärkabinetts und Bruder der Herzogin 
von Manchester, die kn der Londoner Gesellschaft sener Zeit eine große 
Rolle spielte. Die Kameraden hatten auf ihn den schönen Vers 
edichtet: 
gedich „Ich hab zum Schwager Albedyll, 
Zu Freunden Lehndorff, Radziwill, 
Vom Scheitel bis zur Zeh“ 
Bin ich der Chevalier.“ 
Der Flügeladsfutant von Plessen wurde später mein General- 
adjutant; ich möchte von ihm sagen, daß er der Generaladsutant 
war, wie August Eulenburg der Hofmarschall war. Einige Worte 
will ich dem Flügeladjutanten v. Los widmen. 
v. Lo#é, ein katholischer Rheinländer, war wohl der bedeutendste 
Kopf in der militärischen Umgebung meines Großvaters. Er besaß 
ein feines, gewinnendes Wesen und verfügte über vollendete Formen. 
Wenn er im Gespräch seinen Partner mit seinen klugen Augen durch- 
dringend anblickte, konnte er seinen Worten überzeugende Kraft ver- 
leihen. Er urteilte im allgemeinen treffend über Menschen und Dinge, 
nicht nur in seinem soldatischen Beruf, sondern auch auf anderen 
Gebieten, insbesondere der Politik. Im Kriege 1870/71 hat er das 
Bonner Königs-Husarenregiment mit besonderer Auszeichnung als 
Kommandeur geführt und sich das Eiserne Kreuz I. Klasse erworben. 
In seiner langen Dienstzeit als Adjutant und Generaladjutant bei 
meinem Großvater war er zu einem Vertrauten geworden, mit dem 
der Kaiser die wichtigsten Dinge zu besprechen gewohnt war. Ebenso 
brachten meine Großmutter und Großherzogin Lutse den gediegenen 
Charaktereigenschaften dieses Mannes großes Vertrauen entgegen. 
Seine stille Arbeit hatte nicht wenig dazu belgetragen, die Grund- 
110
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.