Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

lagen für die Herstellung des konfessionellen Friedens zu schaffen, denn 
er war ebenso treu als Sohn der römischen Kirche wie als preußi- 
scher Offizier. 
In meiner Bonner Zeit habe ich General v. Los näher kennen 
und außerordentlich verehren gelernt, so oft ich mit ihm bei meiner 
Großmutter in Koblenz zusammentraf. Wenn die Kaiserin ihre 
großen Empfänge für den rheinisch-westfälischen Adel in Koblenz 
abhielt, pflegte sie, da ihr das Gehen anfing schwer zu werden, mich 
zu khrer Führung herüberzubefehlen und sich meiner Hilfe zu bedienen. 
General v. Los war meistens dabei und hatte die Freundlichkeit, mich 
über die vorzustellenden Persönlichkeiten vorher zu orientieren. Auch 
während meines Kampfes gegen den Untonklub, auf den ich später 
kommen werde, erteilte er mir wertvolle Ratschläge, da er selber als 
Kavallerie-Brigadekommandeur in Berlin einen áhnlichen Kampf 
versucht hatte, der aber ergebnislos ausgegangen war. 
Obwohl leidenschaftlicher Kavallerist, widmete Los sich doch mit 
großem Eifer der, soweit es das alte Reglement gestattete, modernen 
Ausbildung seiner Infanterie. Dies war ein Thema, das wir in 
unsern Gesprächen oft behandelt haben. Ein Vorfall, den der General 
mir bei einer solchen Gelegenheit einmal erzählte und dessen ich mich 
noch genau entsinne, dürfte sowohl für die damaligen Verhältnisse 
wie für v. Los bezeichnend sein. Eines Morgens war der General 
nämlich auf den Kreuzberg hinaus geritten, um in seiner Eigenschaft 
als Divistonskommandeur sich die infanteristische Ausbildung anzu- 
sehen. Dabei beobachtete er, wie unter den Augen des Generals 
v. Pape die Schügzenlinien der Infanterke dahin geschult wurden, 
in tadelloser „Richtung“ das Feld zu überschreiten, dieses Ziel konnte 
natürlich nur dadurch erreicht werden, daß die Leute statt nach vorn 
dauernd nach rechts und links schauten. Als Los sich zu Bape ge- 
sellte, wies ihn dieser mit Stolz auf die prachtvolle „Richtung“ seiner 
Schützenlinten hin, worauf Loké sarkastisch erwiderte: „Exzellenz, die 
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