Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

preußische Infanterie ist doch die wunderbarste der Welt!“ Pape: 
„Das will ich wohl meinen! Aber in welcher Beziehung meinen 
Sie das speziell?“ Los: „Weil, Euer Ezzellenz, die preußische In- 
fanterie die einzige ist, die das Kunststück fertig bringt, beim Vor- 
gehen nie auf den Feind, sondern nur nach der Richtung zu sehen!“ 
Mit rührender Hingabe hat General von Los nach dem Tode 
mefnes Großvaters meiner Großmutter und der Großherzogin Luise 
von Baden zur Seite gestanden, ebenso auch meiner Tante nach 
dem Hinschelden meiner geliebten Großmutter. Das letzte Mal, daß 
ich dem klugen, treuen Mann die Hand drücken konnte, war bei 
der Beisetzung meines verehrten Onkels, des Großherzogs Friedrich 
von Baden. Gott schenke Deutschland noch viele so vaterlandstreue 
Katholiken, wie Generaladsutant v. Los einer warl! 
* 
Generalarzt Dr. v. Lauer hat das Leben und die Gesundheit meines 
Großvaters jahrzehntelang mit größter Sorgsamkekt betreut. Sein 
feines Gesicht mit der goldenen Brille fiel besonders dadurch auf, 
daß er, was damals durchaus ungewöhnlich war, glatt rasiert ging. 
Er war ein feingebildeter alter Herr, sprach Latein wohl so gut 
wie Deutsch, hatte den Horaz immer in der Tasche, selbst auf der 
Jagd, und ein lateinisches Zitat immer zur Hand. So stiill der 
alte Herr war und so wenig er hervortrat, so witzig konnte er doch 
sein. Das Verhältnis zwischen meinem Großvater und ihm beruhte 
auf engstem Bertrauen. 
In späteren Jahren kam auch Dr. v. Leuthold zu meinem Groß- 
vater. In der Schule Lauers groß geworden, war er immer vor- 
wärts treibend in der medizinischen Forschung, suchend und lernend) 
gleichwohl verachtete er zu gewissen Zeiten ein gutes altes Hausmittel 
keineswegs. Leuthold ist auch noch lange Zeit bet mir gewesen, er 
war mir ein väterlicher Freund, nicht nur mein Leibarzt. Sein ab- 
geklärtes Urteil und seine tiefe Bildung gestalteten den Verkehr 
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