Arbeiten gingen glatt vonstatten, und die mündliche Prüfung fiel
auch „gut“ aus, ich wurde wie meine Mitschüler in allen Fächern
geprüft. Am 27. Januar konnte in der Aula des Gymnasiums
unsere feierliche Entlassung stattfinden. Jeder erhielt sein Abgangs-
zeugnis in der alphabetischen Reihenfolge, ich (als Brinz Wilhelm
von Preußen unter P rangierend) als zehnter. Damit war unsere
Schulzeit beendet, und das Leben sollte uns nun in seine Schule nehmen.
In meinem Curriculum vitae hatte ich „Staats= und Rechtswissen-
schaften“ als Gegenstand meines künftigen Studiums angegeben.
Auch Hinzpeters Aufgabe war nun zu Ende, und er konnte sich
jetzt nach Bielefeld zurückziehen, um seiner Familie und seinen Studien
zu leben. Der unauslöschliche Dank seines Zöglings und meiner
Eltern folgte ihm in seinen Ruhestand.
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Zwei Tage nach meiner Entlassung vollendete ich das 18. Lebens-
jahr und wurde damit gemäß unserem Hausgesetz großfährig. Zwei
hohe Orden wurden mir an diesem Tage verliehen.
Mittags erschien im Kronprinzenpalais der englische Botschafter
Lord Odo Russell und überbrachte die Insignien des Garter. Diesen
hohen englischen Orden erhalten im allgemeinen nur Souveräne, hier
und da auch Thronfolger, sch erhielt ihn als Enkel der Königin.
Der Botschafter übergab den Ordensmantel, Stern und Band meinem
Vater, der mich im Auftrage der Königin, seiner Schwiegermutter,
Envestierte.
Dann begaben wir uns zum Schloß hinüber, wo mein Groß-
vater an mir die Investitur mit dem Schwarzen Adlerorden voll-
ziehen wollte. An der Zeremonte, die im Rittersaal stattfand, nahm
die gesamte Köntgliche Familie keil, auch Brinz Karl, Brinz Griedrich
Karl und Prinz Albrecht, sodann als Ordensmarschall Generalfeld-
marschall Graf Wrangel, als Ordenszeremontenmeister Graf Still—
fried, ferner die Generalfeldmarschälle v. Moltke, v. Steinmetz, Her-
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