zu haben. Er war übrigens einer der letzten Offiziere der Armee,
der noch die Flügeladfutantenschnüre von meinem Großvater erhielt.
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Es war mir eine stolze Freude, bei der Besichtigung der 6. Kom—
pagnie durch meinen Großvater am 24. März auf dem historischen
Lustgarten meinen Zug vorführen zu dürfen, und sowohl meines
Großvaters, wie meines Baters Anerkennung zu finden. Nach der
Kompagniebesichtigung pflegte mefn Großvater das Frühstück beim
Offizierkorps des Ersten Garderegiments zu Juß einzunehmen. Dies-
mal sollte es eine besondere Weilhe erhalten. Es war eine alte Sitte
im Regiment, daß beim Schluß des Essens zu Ehren des Offiziers, der
gerade Geburtstag hatte, ein Kuchen mit einem der Anzahl seiner Lebens-
jahre entsprechenden Lichterkranz herumgereicht wurde. Wer beschreibt
unsere freudige Uberraschung, als zum Schluß des Frühstücks für
meinen Großvater, dessen 80. Geburtstag zwei Tage vorher gewesen
war, ein Lichterkuchen mit 80 Lichtern aufgetragen wurde! Ein
spontanes dreimal donnerndes Hurra brauste dem Obersten Kriegs-
herrn aus fungen und alten Kehlen seines Ersten Garderegiments
zu Fuß entgegen. Dann verteilte der Kaiser an die ergriffenen Teil-
nehmer des Frühstücks die Lichter, die wohl von allen sorgsam auf-
bewahrt sein werden. Ich habe das meine erst durch die Bernich-
tung meiner Briefschaften und persönlichen Andenken in der Revo-
lution verloren.
Die Ausbildung im Felddienst während der Sommerpertode fand
in der Umgebung von Potsdam statt. Dabei kam mir meine auf
den zahllosen Spazsergängen mit Hinzpeter erworbene Geländekenntnis
gut zustatten. Einige Felddienstübungen gegen wirklichen Gegner
fanden unter den Augen meines Baters statt, und ich darf sagen,
daß er dabei meinem Verhalten Beifall zollte. Ein wichtiger Tag
war für mich fungen Premterleutnant der 1. April, an dem ich Ge-
legenheit hatte, dem Obersten v. Derenthall im Betsein meines
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