mando erfolgte: „5 Patronen Schützenfeuer, 2 Patronen mit Patronen,
3 Batronen ohne Batronen!“
Die damals noch üblichen Frühfahrs= und Herbstexerzitien im
Regiment und in der Brigade gaben mir Gelegenheit, zum ersten
Male die Verwendung der Infanterie in größerem Berbande mit-
zumachen. Naturgemäß traten hierbei die reglementarischen Mängel
in erhöhtem Maße in Erscheinung. Die formale Ausbildung der
Bataillone in Kolonne und Linie spielte die Hauptrolle, das Gefechts-
exerzieren war pedantisch und schwunglos. Aus diesen Gründen
schaffte mein Bater das Regiments-- und Brigadeexerzieren nach
seiner Thronbesteigung ab, um die Zeit ganz für die Ausbildung
zum Gefecht frei zu lassen. Dem Herbst-Brigadeexerzieren in
Potsdam wohnten im Jahre 1877 zuweilen mein Großvater, Prinz
Karl und Prinz Friedrich Karl bei. Die dabel sich entwickelnden
Gefechtsbilder müssen reichlich unkriegsgemäß gewesen sein, denn
Prinz Karl ritt einmal zu der in Reserve stehenden 6. Kompagns#e#
heran, und auf das Gefechtsbild deutend, sagte er mit abwehrender
Handbewegung zu mir: „Blewna, lieber Wilhelm, Blewnal“ Es
waren damals gerade ausführliche Meldungen eingetroffen über die
furchtbar verlustreichen Angriffe der russischen Truppen auf Plewna,
die infolge ihrer veralteten Taktik gescheitert waren.
Wie schematisch die Ausbildung und Vorbereitung der Truppe
für das Manöver betrieben wurde, möge folgender kleine Vorfall
illustrieren. Eines Tages wurde „bei Tage“ im Millitzer Gehölz das
Bezkehen der Bfwaks geübt, dabef aber Wasserholen, Verpflegung,
Holz= und Strohempfang nur markiert. Beim Wasserholen z. B.
mußten die Wasserholkommandos mit leeren Kochgeschirren eine
Strecke west in den Wald gehen und dann mit ebenso leeren Koch-
geschirren wieder zurückkehren. In derselben Weise wurde auch der
Zapfenstreich oder die Retraite bei hellem lichten Tage geblasen,
nachdem der Brigadekommandeur eingetroffen war. Als Erläuterung
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