Das war die Geschichte der ersten Nacht, die Heinrich und ich
an Bord eines deutschen Kriegsschiffes zugebracht haben.
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Im Juli wellte die kronprinzliche Familie mit Ausnahme Heinrichs
zum Badeaufenthalt in Ostende. Von dort aus besuchten wir die
wundervollen flandrischen Städte Brügge und Gent. Auch in Brüssel
sind wir mehrere Male gewesen. Es versteht sich, daß wir alle
Sehenswürdigkeiten dieser schönen alten Städte besichtigten und nach
Gebühr genossen. Besonders starken Eindruck machten auf mich die
herrlichen Sarkophage Karls des Kühnen und seiner Tochter Maria
von Burgund, die in der Kirche St. Sauveur in Brügge stehen.
Ich bin von der Schönhett dieser Skulpturen derart eingenommen
worden, daß sie mir nicht aus dem Gedächtnis geschwunden sind,
ich bin im Weltkriege mehr als einmal hingefahren, um sie wieder
zu besichtigen.
Eines Tages wurde uns eine freudige Uberraschung zuteil: plötz-
lich erschien auf der Reede die „NR#obe’) eine Flaute wollte das
Schiff, das nach England fuhr, nicht weiter lassen. Die Freude
über das unverhoffte Wiedersehen mit unserem Heinrich war groß,
wenn sie auch nur kurz war. Selbstverständlich gingen wir mit dem
Bater auf das Schiff, und ich kroch wieder in jedem Winkel herum.
Ein paar Tage später begab ich mich nach Cowes und dann zu einem
kurzen Besuch meiner Großmutter nach Osborne, von wo aus ich
wieder zu meinen Eltern nach Ostende zurückkehrte.
Schließlich wohnte ich noch im September mit meinen Eltern
der Grundsteinlegung des Denkmals auf dem MNiederwald bei, die
ohne große Feterlichkeit vor sich ging. Noch eine kurze Reise mit
meinen Eltern nach Darmstadt zu den Verwandten, darauf mit
Vater und Großvater nach Karlsruhe und Baden-Baden zur Kasserin
Augusta — und dann stand mein weiteres Schicksal im Zeichen
Bonns!
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