Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Das war die Geschichte der ersten Nacht, die Heinrich und ich 
an Bord eines deutschen Kriegsschiffes zugebracht haben. 
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Im Juli wellte die kronprinzliche Familie mit Ausnahme Heinrichs 
zum Badeaufenthalt in Ostende. Von dort aus besuchten wir die 
wundervollen flandrischen Städte Brügge und Gent. Auch in Brüssel 
sind wir mehrere Male gewesen. Es versteht sich, daß wir alle 
Sehenswürdigkeiten dieser schönen alten Städte besichtigten und nach 
Gebühr genossen. Besonders starken Eindruck machten auf mich die 
herrlichen Sarkophage Karls des Kühnen und seiner Tochter Maria 
von Burgund, die in der Kirche St. Sauveur in Brügge stehen. 
Ich bin von der Schönhett dieser Skulpturen derart eingenommen 
worden, daß sie mir nicht aus dem Gedächtnis geschwunden sind, 
ich bin im Weltkriege mehr als einmal hingefahren, um sie wieder 
zu besichtigen. 
Eines Tages wurde uns eine freudige Uberraschung zuteil: plötz- 
lich erschien auf der Reede die „NR#obe’) eine Flaute wollte das 
Schiff, das nach England fuhr, nicht weiter lassen. Die Freude 
über das unverhoffte Wiedersehen mit unserem Heinrich war groß, 
wenn sie auch nur kurz war. Selbstverständlich gingen wir mit dem 
Bater auf das Schiff, und ich kroch wieder in jedem Winkel herum. 
Ein paar Tage später begab ich mich nach Cowes und dann zu einem 
kurzen Besuch meiner Großmutter nach Osborne, von wo aus ich 
wieder zu meinen Eltern nach Ostende zurückkehrte. 
Schließlich wohnte ich noch im September mit meinen Eltern 
der Grundsteinlegung des Denkmals auf dem MNiederwald bei, die 
ohne große Feterlichkeit vor sich ging. Noch eine kurze Reise mit 
meinen Eltern nach Darmstadt zu den Verwandten, darauf mit 
Vater und Großvater nach Karlsruhe und Baden-Baden zur Kasserin 
Augusta — und dann stand mein weiteres Schicksal im Zeichen 
Bonns! 
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