J.
Ew Oktober 1877 machte ich mich auf, um in Bonn am Rhein
juristische und staatswissenschaftliche Studien zu treiben. Indem
ich den Namen Bonn am Rhein niederschreibe, steigt der holde Zauber,
der um diesen Namen webt, von neuem vor mir auf. In wohl-
verstandener akademischer Freiheit, unmittelbar am weinumrankten,
sagenumwobenen deutschen Strom, in ungebundener Jugendlust und
voller Sehnsucht, zu sehen, zu erleben und zu lernen — nichts Schö-
neres wüßte ich als einige Semester an der rheinischen Alma mater!
Es liegt wie ein sonniger Glanz über der Erinnerung an jene Jugend-
jahre.
In meiner Beglektung befanden sich Major v. Liebenau, mein
spakterer Hofmarschall, sowie meln Adfutant v. Jacoby, der Straß=
burger Pfälzer gewesen war und daher das Universitäts= und Stu-
dentenleben gut kannte. Ich habe in der in einem herrlichen weiten
Garten am Rhein gelegenen Villa Frank an der Koblenzer Straße
gewohnt, die die wundervolle Aussicht auf das Siebengebirge bot.
Wenn ich mich nicht irre, war die Villa ein Teil des Grundstücks
der alten Vinea Domini, wo mein Vater 28 Jahre zuvor als
Student gewohnt hatte, jedenfalls war der Besitzer meinem Vater
persönlich bekannt.
Mein unmittelbarer Nachbar war der allgemein verehrte Landrat
v. Sandt. Er und seine liebenswürdige, aus Köln stammende Ge—
mahlin haben mir ihr gastliches Haus in der freundlichsten Weise
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