deren Diskussion anzuhören einen großen Retz bedeutete. Auch der
Chemiker August Kekule mit dem wunderschönen Kopf war sehr nach
meinem Geschmack, geistvoll, fein, vornehm, ungemein interessant,
namentlich im VBorführen von Experimenten. Er besaß die seltene
Gabe, dieses fesselnde, aber für den Laten recht komplizierte Gebtet
in klarer, verständlicher Form und höchst anregend vorzutragen. Als
er sein Rektorat antrat, machte ich den Fackelzug der Studentenschafte
mit und habe unter seinem Balkon, die Fackel in der Hand, mit
meinen Kommilikonen seiner bernigen, von vaterländischem Geist durch-
wehten Rede begeistert gelauscht und aus voller Kehle „Heil dir im
S#s#egerkranz“ und die „Wacht am Nhein“ mitgesungen.
Zu großem Dank verpflichtet bin ich dem Kunsthistoriker Kekule,
einem entfernten Berwandten des Chemikers. Er war ein Mensch,
der seine PBerson völlig zurücktreten ließ, verfügte auch durchaus
nscht über einen blendenden Vortrag, aber in ihm loderte das heilige
Geuer der Begeisterung für die Antike, und das machte seine Vor-
lesungen für mich, der gleiche Neigung hatte, zu einem hohen Ge-
nuß. Es war ein reicher Gewinn, den mir seine Vorlesungen in
der Sammlung der Gipsabgüsse berühmter antiker Originale ein-
brachten, ein Gewinn fürs ganze Leben. Ich habe auch gern in
seinem Hause verkehrt, wo seine schöne Frau mit dem klassischen Kopf
anmutsvoll waltete. Später habe ich mich mit Erfolg bemüht, ihn
als Direkkor an das Königliche Museum in Berlin zu ziehen und
aus dem Verkehr mit ihm immer wieder neue Bereicherung ge-
schöpft. Die letzte Freude, die ich ihm vor seinem Heimgang noch
beresten konnte, war eine Einladung nach dem Achillekon auf Korfu,
dessen Schönheit ihn ganz gefangen nahm. Bek unseren Erörkerungen
über die Aufstellung der großen Achillesstatue gab er mir wertvolle
Ratschläge und verfaßte auch die an das griechische Volk gerichtete
Wetheinschrift auf dem Sockel, sie ist im Weltkriege von der franko-
serbtschen Besatzung der Insel heruntergeschlagen worden.
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