Erinnerung haften geblieben, daß Frau Joachim dort einmal gesungen
und ein anderes Mal Klara Schumann auf dem Klavier vorge—
tragen hat.
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Oft bin ich nach Koblenz zu meiner Großmutter, Kaiserin Augusta,
befohlen worden. Im lieben alten Schloß mit dem stillen, schönen
Garten und dem herrlichen Blick auf den Ehrenbreitstein habe ich
unvergeßliche Stunden verbracht. Ich lernte dort unter vielen anderen
auch den berühmten General v. Goeben kennen, der damals Kom-
mandierender General des VIII. Armeekorps war und den meine
Großmutter sehr hoch schätzte. Auch ich habe den seltenen Mann,
der mit seiner Brille und dem feinen Gesicht mehr wie ein Ge-
lehrter als ein Militär aussah, aufrichtig verehrt. Er hat mir
mancherlei aus seinem ereignisreichen Leben erzählt, besonders von
seinen Abenteuern im Spanischen Bürgerkriege, den er auf seiten
der Karlisten mitgemacht hatte, sowie von den drei ruhmreichen
deutschen Kriegen. Ich konnte von ihm viel selbsterlebte Geschichte
lernen.
Auch mit dem Offizierkorps des Königin Augusta-Garde-Grena-
dierregiments Nr. 4 kam ich in Koblenz auf Wunsch meiner Groß-
mutter oft zusammen. NMit ehrfurchtsvoller Liebe hing das Regiment
an seinem hohen Chef, der keinen Tag vorübergehen ließ, ohne einige
Herren des Regiments bei sich zur Tafel zu sehen. Die Beziehungen
der Kaiserin Augusta zu ihrem Regiment spiegelten das Verhältnis
einer großen Familie wider, sie war die Mutter, und die „Augustaner“
betrachteten sich als ihre Söhne. Ich konnte das so recht beobachten,
als ich bei den Jubkläumsfestlichkelten des Regiments die Kaiserin
zu den Darbietungen der Mannschaften in die Kasernen und zum
Empfang des Offizierkorps in das Kasino begleiten durfte und dabei
Jeuge der rührenden Anhänglichkett seitens der Mannschaften wie
der Offiziere wurde.
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