Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Erinnerung haften geblieben, daß Frau Joachim dort einmal gesungen 
und ein anderes Mal Klara Schumann auf dem Klavier vorge— 
tragen hat. 
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Oft bin ich nach Koblenz zu meiner Großmutter, Kaiserin Augusta, 
befohlen worden. Im lieben alten Schloß mit dem stillen, schönen 
Garten und dem herrlichen Blick auf den Ehrenbreitstein habe ich 
unvergeßliche Stunden verbracht. Ich lernte dort unter vielen anderen 
auch den berühmten General v. Goeben kennen, der damals Kom- 
mandierender General des VIII. Armeekorps war und den meine 
Großmutter sehr hoch schätzte. Auch ich habe den seltenen Mann, 
der mit seiner Brille und dem feinen Gesicht mehr wie ein Ge- 
lehrter als ein Militär aussah, aufrichtig verehrt. Er hat mir 
mancherlei aus seinem ereignisreichen Leben erzählt, besonders von 
seinen Abenteuern im Spanischen Bürgerkriege, den er auf seiten 
der Karlisten mitgemacht hatte, sowie von den drei ruhmreichen 
deutschen Kriegen. Ich konnte von ihm viel selbsterlebte Geschichte 
lernen. 
Auch mit dem Offizierkorps des Königin Augusta-Garde-Grena- 
dierregiments Nr. 4 kam ich in Koblenz auf Wunsch meiner Groß- 
mutter oft zusammen. NMit ehrfurchtsvoller Liebe hing das Regiment 
an seinem hohen Chef, der keinen Tag vorübergehen ließ, ohne einige 
Herren des Regiments bei sich zur Tafel zu sehen. Die Beziehungen 
der Kaiserin Augusta zu ihrem Regiment spiegelten das Verhältnis 
einer großen Familie wider, sie war die Mutter, und die „Augustaner“ 
betrachteten sich als ihre Söhne. Ich konnte das so recht beobachten, 
als ich bei den Jubkläumsfestlichkelten des Regiments die Kaiserin 
zu den Darbietungen der Mannschaften in die Kasernen und zum 
Empfang des Offizierkorps in das Kasino begleiten durfte und dabei 
Jeuge der rührenden Anhänglichkett seitens der Mannschaften wie 
der Offiziere wurde. 
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