ein Kind im Hause, meine Vettern und Kusinen waren so gut wie
meine Geschwister. Mit Erni, der damals freilich noch ein kleiner
Junge war, und mit den vier Kusinen wurden Partien gemacht,
wurde Lawn tennis und anderes gespielt, mit meinem Oheim unternahm
ich Pirschfahrten und Ritte, wobei mir der begeisterte Soldat viel
von 1870/71 erzählte — kurzum, es war über alle Beschreibung schön.
Aber welch tragisches Schicksal hat die geliebten Verwandten
betroffen!
Noch während meiner Studienzeit brach in der Familie eine
Diphtherieepidemie aus und raffte am 18. November 1878 die kleine
May dahin. Tante Alice hatte die Pflege der Kinder übernommen
und fiel nun am 14. Dezember selbst der Krankheit zum Opfer. Es
war ein furchtbarer Schlag und ein herber Verlust auch für mich.
Von den Toöchtern, deren eine, Prinzessin Irene, sich später mit mei-
nem Bruder Heinrich vermählte, verheirateten sich zwei nach Ruß-
land: Prinzessin Elisabeth mit dem Großfürsten Sergius, einem Sohne
Zar Alexanders II., Prinzessin Alix mit dem russischen Thronfolger,
dem späteren Zaren Nikolaus II. Großfürst Sergius wurde bekannt-
lich im Jahre 10050 als Generalgouverneur von Moskau durch die
Bombe eines Terroristen in Stücke gerissen. Seine Witwe begrün-
dete nach diesem schrecklichen Ereignis das Kloster Martha und Maria
in Moskau zur Fürsorge für die Armen und Kranken, deren Vor-
steherin oder „Abtissin“ sie wurde, noch im Weltkriege erregte ihre
edle Erscheinung die Bewunderung eines Mannes wie des Franzosen
Palkologue. Der Ausgang der beiden Schwestern ist bekannt. Die
Zarin wurde mit ihrer Familie Iin der Nacht vom 16. zum 17. Juli
1018 in Jekaterinburg von den Bolschewisten hingemordet, ihrer
Schwester in der folgenden Nacht der gleiche grausame Tod bereitet.
So hart ist das Schicksal mit uns, die wir damals alle heiter
und vergnügk uns unseres fungen Lebens freuten, umgegangenl
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