meine Großmutter als Uberraschung für mich dort hatte ausbreiten
lassen. Ihr schottischer Kammerdiener John Brown, der wie so
manches andere noch aus der Zeit des Prinzgemahls stammte, mußte
bei der „Kostlmtkerung“ die Oberaufsicht führen, und sein fach-
männisches Urteil konnte feststellen, daß alles wie angegossen saß.
Auf Anregung meiner Großmutter durfte ich auch auf die Pirsch
gehen, um einen Hirsch zu schießen. Die Jagd in den Hochlanden
bietet besondere Schwierigkeiten. Es wurde an den Hängen des
Lochnagar gepirscht, nachdem zuvor der alte Büchsenspanner mei-
nes Großvaters, Cowley, meine Gewehre revidiert, sie dem mich
führenden schottischen Jäger übergeben und mir eine eingehende In-
struktion über mein Verhalten auf der Pirsch erteilt hatte. Das Ge-
lände war baumlos und meist mit dichtem Heidekraut bewachsen.
Da das schottische Rotwild oft getrieben wird, ist es ungemein arg-
wöhnisch und sichert wie die Gemse auf weite Entfernungen. Daher
sind die schottischen Jäger sämtlich mit Gernrohren ausgerüstet, mit
denen sie, sobald sie eine gewisse Höhe erreicht haben, den Hortzont
aus liegender Stellung absuchen. Das Rudel, das wir anpirschen
sollten, konnte ich mit dem bloßen Auge kaum erkennen, es mochte
wohl 3 bis 4 km von uns entfernt gewesen sein, und dennoch mußten
wir schon volle Deckung nehmen. Nach einer anstrengenden Pirsch von
etwa drei Stunden, bei der auf weiten Umwegen erst Wind geholt,
eine große Menge von übermannstiefen Rinnsalen im Heidekraut über-
quert und der letzte Teil kriechend zurückgelegt werden mußte, langten
wir schlkeßlich hinter einem Felsblock in der Nähe des Rudels an.
Es gelang mir, einen starken alten Achtender zur Strecke zu bringen.
Ich habe den Aufenthalt in Balmoral mit seiner Behaglichkeit
und ländlichen Schllchtheit, überstrahlt von der liebevollen Güte
melner Großmutter, mit Freuden genossen. Auch hier war übrigens
überall die rührende Pletät zu beachten, mit der die Königin die Er-
innerungen an meinen Großvater, den Prince-Consort, hütete. Mit
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