Fast jeden Nachmittag bin ich entweder mit meinen Eltern oder
mit Freiherrn v. Nyvenheim nach Genua gewallfahrtet. Der Dom,
die Kirchen, die Paläste, die Universität, die Sammlungen, der Campo
Santo, das Hafenleben —: das alles übte einen unbeschreiblichen
Reiz auf mich aus und lockte mich immer von neuem in die Stadt.
Wir sind auch in dem altberühmten Monza gewesen, wo wir von
dem italienischen Königspaar und dem Kronprinzen begrüßt wurden.
Den herrlichen Dom mit seinen Schätzen haben wir natürlich mit
großem Interesse besichtigt, so sah ich die Eiserne Krone der Lango—
barden, das Kreuz König Berengars, Kreuz und Schmuck der
Königin Theodelinde und andere historische Kostbarkeiten.
Mit reichen Eindrücken kehrte ich Ende Oktober nach Deutschland
zurück, indes meine Eltern noch länger in Pegli verweilten. Meine
Mutter blieb auch noch über die Ende November erfolgende Rückkunft
meines Baters dort, da sie nach der schweren seelischen Erschütterung
wekterer Erholung bedurfte.
VI.
Bereits Mitte August dieses Jahres 1879 hatte ich mit dem
Ende des Sommersemesters meine Studien in Bonn abgeschlossen.
Nun ging meine Sehnsucht dahin, eine große Reise nach dem Orient
zu machen, für den ich ein so brennendes Interesse hatte, besonders
nach Agypten wäre ich gern gefahren. Mein Großvater jedoch wollte
sich mit diesem Gedanken nicht befreunden, setzt sei es höchste Zeit
für mich, Frontdienst zu tun. Anur die italfenische Reise wurde mir
noch gewährt, dann hieß es: hinein in die Kompagntel!
Bonn und der Rhein, die Musen und Grazien und die Burschen-
herrlichkeit versanken hinter mir. Potsdam war von nun an mein
Schicksal.
Ein goldener Schein umstrahlt in meiner Erinnerung das vom
lieblichen Rheinland eingefaßte Bild von Bonn. Bonn und seiner
Alma Mater einen Dankesgruß! Bonna soll leben!
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