Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Fast jeden Nachmittag bin ich entweder mit meinen Eltern oder 
mit Freiherrn v. Nyvenheim nach Genua gewallfahrtet. Der Dom, 
die Kirchen, die Paläste, die Universität, die Sammlungen, der Campo 
Santo, das Hafenleben —: das alles übte einen unbeschreiblichen 
Reiz auf mich aus und lockte mich immer von neuem in die Stadt. 
Wir sind auch in dem altberühmten Monza gewesen, wo wir von 
dem italienischen Königspaar und dem Kronprinzen begrüßt wurden. 
Den herrlichen Dom mit seinen Schätzen haben wir natürlich mit 
großem Interesse besichtigt, so sah ich die Eiserne Krone der Lango— 
barden, das Kreuz König Berengars, Kreuz und Schmuck der 
Königin Theodelinde und andere historische Kostbarkeiten. 
Mit reichen Eindrücken kehrte ich Ende Oktober nach Deutschland 
zurück, indes meine Eltern noch länger in Pegli verweilten. Meine 
Mutter blieb auch noch über die Ende November erfolgende Rückkunft 
meines Baters dort, da sie nach der schweren seelischen Erschütterung 
wekterer Erholung bedurfte. 
VI. 
Bereits Mitte August dieses Jahres 1879 hatte ich mit dem 
Ende des Sommersemesters meine Studien in Bonn abgeschlossen. 
Nun ging meine Sehnsucht dahin, eine große Reise nach dem Orient 
zu machen, für den ich ein so brennendes Interesse hatte, besonders 
nach Agypten wäre ich gern gefahren. Mein Großvater jedoch wollte 
sich mit diesem Gedanken nicht befreunden, setzt sei es höchste Zeit 
für mich, Frontdienst zu tun. Anur die italfenische Reise wurde mir 
noch gewährt, dann hieß es: hinein in die Kompagntel! 
Bonn und der Rhein, die Musen und Grazien und die Burschen- 
herrlichkeit versanken hinter mir. Potsdam war von nun an mein 
Schicksal. 
Ein goldener Schein umstrahlt in meiner Erinnerung das vom 
lieblichen Rheinland eingefaßte Bild von Bonn. Bonn und seiner 
Alma Mater einen Dankesgruß! Bonna soll leben! 
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